Kein Land in Europa hat eine faszinierendere Geografie und Geologie als Island. Vulkane, Gletscher, das maritime Klima und die außergewöhnliche Flora prägen eine landschaftliche Vielfalt, die einzigartig ist.
Was macht die Geologie Islands so besonders?
Island liegt auf dem mittelozeanischen Rücken, einem größtenteils untermeerisch verlaufenden Gebirgszug, an dem die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aneinanderstoßen: Vulkanismus und Erdbeben sind die Folge. In Island driften diese Platten mit einer Geschwindigkeit von etwa 2 Zentimetern pro Jahr auseinander.

Die großen Erdspalten, die sich bei diesem geologischen Prozess bilden, sind besonders im Nationalpark Þingvellir sehr beeindruckend und hautnah zu erleben.
Geologie: Besondere Lage auf einem Hot Spot
Zusätzlich liegt Island auf einem geologischen „Hot Spot“. Das ist ein Areal im Erdmantel, an dem Magma aus dem Erdinnern besonders nah an die Erdoberfläche tritt und es deshalb dort im Untergrund besonders heiß ist.

In Folge dieses Hot Spots kommt es zusätzlich zum vermehrten Auftreten von Vulkanausbrüchen. Dass Island auf dem mittelozeanischen Rücken und gleichzeitig auf einem Hot Spot liegt, ist wohl zufällig, macht Island aber geologisch und geografisch betrachtet besonders spannend und einzigartig.
Die geografischen Regionen Islands
Island ist in sieben geografische Regionen unterteilt. Das Hauptstadtgebiet Reykjavík wird als eigene Region bezeichnet, südwestlich davon schließt sich die Halbinsel Reykjanes an.

Nach Westen folgt die Region Südisland, die etwa bis zur Stadt Höfn reicht. Nordöstlich davon beginnt Ostisland, das im Norden und Nordwesten an Nordisland stößt. Am westlichen Rand des Hrútafjörður beginnt Westisland und nordwestlich davon die Region Westfjorde.
Halbinsel Reykjanes: Vulkanische Aktivität und heiße Quellen
Wenn ihr euch besonders für Geologie und Geografie interessiert, dann ist die Halbinsel Reykjanes genau die richtige Region für euch. Der internationale Flughafen Keflavík liegt an der Westspitze der Halbinsel, und von dort könnt ihr sofort mit eurer Entdeckungstour beginnen.

Geografisch interessant sind u.a. die Steilklippen Krísuvíkurberg, der See Kleifarvatn und die Gegend rund um den aktiven Vulkan Fagradalsfjall (letzter Ausbruch im Dezember 2024!) Ihr könnt sogar am Three Peaks Crater eine Vulkan-Tour machen und dabei das farbeprächtige Innere dieses erloschenen Vulkans aus der Nähe sehen.

Auf der Halbinsel Reykjanes liegen aber auch Hochtemperaturgebiete. In Gunnuhver fauchen Fumarolen, im Hochthermalgebiet Seltún brodeln Schlammquellen. Nicht weit von Seltún entfernt befinden sich das Geothermische Kraftwerk Svartsengi mit dem Informationszentrum Gjáin und daneben die weltbekannte Blaue Lagune mit ihrem türkisblauen Thermalwasser.
Geologie satt im UNESCO-Geopark
Die gesamte Halbinsel Reykjanes ist ein globaler UNESCO-Geopark, eine kulturelle, geografische und historische Fundgrube, die es wert ist, erkundet zu werden.
Südisland: Gletscher, Wasserfälle und schwarze Strände
Die Südküste Islands ist geografisch sehr abwechslungsreich und von Reykjavík aus einfach über die Ringstraße zu erreichen. In Südisland stoßt ihr auf beeindruckende Wasserfälle wie den Seljalandsfoss und den Skógafoss, die schwarzen Sandstrände rund um Vík í Mýrdal und weiter östlich auf ausgedehnte Sanderflächen und die großen Gletscher Mýrdalsjökull und Vatnajökull.

Wer sich für Geologie interessiert, darf den Vulkan Eyjafjallajökull nicht vergessen, der im Jahr 2010 unter seiner Eiskappe ausbrach und gewaltige Mengen Asche in die Atmosphäre und auf das umliegende Land beförderte. Wenn ihr mehr über Vulkane wissen wollt, dann solltet ihr unbedingt in Hvollsvöllur im exzellenten Lava-Museum vorbeischauen.

Laki-Ausbruch und gewaltiges Lavafeld
Auf dem Weg an der Südküste Richtung Osten werdet ihr kurz vor der Ortschaft Kirkjubæjarklaustur auch an dem riesigen Lavafeld Eldhraun vorbeikommen, die Ringstraße quert es auf einem hohen Damm. Es sind Parkplätze mit Aussichtspunkten angelegt, von denen ihr auf die dicht mit Moss bewachsene Lava sehen könnt.

Das Lavafeld Eldhraun stammt vom Laki-Vulkanausbruch 1783/84, bei dem aus ca. 130 Kratern Lava austrat, bis zu 1.000 Meter hoch in die Luft schoss und sich anschließend Richtung Südküste bewegte.

Dieser Vulkanausbruch gilt als einer der größten in historischer Zeit dokumentierten, das Lavafeld bedeckt 600 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Der Bodensee ist 536 Quadratkilometer groß.
Ein Muss: Der Golden Circle
Auf keinen Fall dürft ihr in Südisland aber den Golden Circle verpassen, die wichtigste touristische Route Islands, die den geologisch und historisch wichtigen Nationalpark Þingvellir, den Wasserfall Gullfoss und den Geysir Strokkur verbindet.

Eine Islandreise ohne den Golden Circle ist schlicht unvorstellbar, also lasst euch beeindrucken von den kilometerlangen Erdspalten in Þingvellir, guckt dem Namensgeber aller Springquellen, dem Geysir in Haukadalur, beim regelmäßigen Ausbrechen zu und lasst euch anschließend in den Bann der Wassermassen des „Goldenen Wasserfalls“ Gullfoss ziehen, den häufig ein opulenter Regenbogen überspannt.

Wenn ihr eure Islandreise entlang der Ringstraße plant, dann nehmt euch auch Zeit für Aktivitäten wie einer Bootstour auf der Gletscherlagune Jökulsárlón oder einer Gletscherwanderung in Skaftafell.
Hochland: Unberührte Natur und geothermische Gebiete
Von Südisland aus habt ihr auch die Möglichkeit, ins isländische Hochland zu reisen.

Zum Beispiel auf den Hochlandrouten Kaldidalur, Kjölur und Sprengisandur, die über ausgedehnte Kaltwüsten und zwischen den Plateaugletschern Langjökull, Hofsjökull und Vatnajökull verlaufen und Norden und Süden verbinden. Auf diesen Hochlandrouten werdet ihr den Gletschern nahe sein, Staubfahnen über schwarze Lavawüsten ziehen sehen, von Moosteppichen bedeckte Täler entdecken, aber auch Hochthermalgebiete und bunte Rhyolithberge wie in Landmannalaugar erkunden können. Wenn Geologie euer Hobby ist, dann dürft ihr das Hochland also nicht verpassen!

Auch wenn ihr euch neben der Geologie auch für isländische Seen interessiert, werdet ihr im Hochland fündig. Ob das Hochland schon auf der ersten Islandreise sein muss, könnt ihr in unserem Beitrag „Abenteuer Hochland ein Muss“ nachlesen.
Ostisland: Fischerdörfer und atemberaubende Fjordlandschaft
Die geografische Region Ostisland, die sich nordöstlich an Südisland schließt, wird vor allem von Fjorden, Wäldern und Fischerdörfern geprägt. Wenn ihr mit der Fähre ankommt, dann sind die Ostfjorde das Erste, das ihr vom Land aus Feuer und Eis seht.

In Borgarfjörður Eystri könnt ihr auf gut ausgeschilderten Wegen auch mehrere Tage wandern und verlassene Bauernhöfe oder ehemalige Fischfangstationen entdecken. Bei Egilsstaðir warten Islands größtes Waldgebiet Hallormsstaður und der Hengifoss, einer der höchsten Wasserfälle der Insel, auf euch. Einzigartig und ein Insta-Hotspot ist der spektakuläre Basaltcanyon Stuðlagil, aber auch wenn ihr Geologie spannend findet, ist der Canyon ein Muss.
Nordisland: Vulkane und Gletscher
Nördlich und östlich der geografischen Region Ostisland schließt sich Nordisland an. Vom Dettifoss, dem größten Wasserfall Europas, bis ans östliche Ende der Region Nordisland am Hrútafjörður sind es auf der Ringstraße 360 Kilometer. Die drei relativ einsamen Halbinseln Tröllaskagi, Skagi und Vatnsnes habt ihr dann aber links liegen gelassen.

Im Nordosten befindet sich nicht nur der Dettifoss, sondern auch der in einer sensationell schönen Vulkanlandschaft liegende See Mývatn mit einer außergewöhnlichen Vogelpopulation, dem aktiven Vulkan Krafla, dem Hochthermalgebiet Hveravellir mit seinen Fumarolen und kochenden Schlammtöpfen, mit dem Hverfjall, dem größten Ringkrater der Welt und und und.

Husavík ist die Whale Watching Stadt Islands, nirgendwo sonst habt ihr ein größeres Angebot an Walbeobachtungstouren, also plant einen halben Tag für eine Fahrt aufs Meer ein.
Pferde, Robben und Vulkane
In den Bezirken Húnavatnssýslur sowie Skagafjörður spielen bekannte Sagas, der Skagafjörður ist zudem das bekannteste Pferdezuchtgebiet Islands. An der Küste der Halbinsel Vatnsnes leben leicht zu beobachtende Robben, deren Lebensweise und Bedeutung für Küstenbewohner im Robbenzentrum in Hvammstangi dargestellt werden.

Nach Süden schließt sich der geografischen Region Nordisland wiederum das nördliche Hochland an, besonders schön ist die Gegend um den Tafelvulkan Herðubreið, die schwarze Lavawüste Ódáðahraun und der Zentralvulkan Askja mit einer beeindruckenden Caldera und dem darin liegenden See Öskjuvatn, übrigens dem tiefsten See Islands.
Westfjorde: Der Name ist Programm
Westlich von Nordisland beginnt die geografische Region der Westfjorde. In den spektakulär tief eingeschnittenen Fjorden befinden sich ergiebige Fischgründe, die früher viele Menschen zum Arbeiten anzogen.

Heute sind einige Gegenden verlassen, am bekanntesten ist wohl die Halbinsel Hornstrandir, die vollkommen unbesiedelt ist, aber ein großartiges Wanderziel für Abenteuerlustige darstellt. In den Westfjorden findet ihr aber auch Látrabjarg, die höchsten Klippen Islands und gleichzeitig der bedeutendste Vogelfelsen des Landes.

In den Westfjorden gibt es auch eine Vielzahl heißer Quellen, in denen es sich herrlich liegen und entspannen lässt, und wem nach Kultur und Kunst ist, der kann sich in Ísafjörður, dem Verwaltungssitz der Westfjorde, umsehen. Auch wenn immer mehr Reisende in die Westfjorde aufbrechen, die Region liegt abseits der Ringstraße, bietet sehr viel Platz und Einsamkeit in unberührter Natur vor der großartigen Kulisse des anbrandenden Nordatlantiks.

Westisland: Lavahöhlen, Lavawasserfälle und die Halbinsel Snæfellsnes
Die geografische Westisland ist eine der geologisch vielfältigsten des Landes. Auf der Halbinsel Snæfellsnes liegt der Snæfellsjökull, ein 1.446 Meter hoher Stratovulkan mit einem Gletscher auf dem Gipfelareal.

Im Norden und Süden der Halbinsel erstrecken sich große Lavafelder teilweise fast bis ans Meer. Nicht weit vom Snæfellsjökull entfernt liegt der markante Berg Kirkjufell, der als Hintergrund für unzählige Bilder vom Insta-Hotspot Kirkjufellsfoss dient.
Unbedingt besuchenswert sind auch die Lavawasserfälle Hraunfossar, der Vulkankrater Grábrók und die Lavahöhlen Víðgelmir, Surtshellir und Raufarhellir. Hier könnt ihr Geologie aus der Nähe erfahren.

Wenn ihr weiter Richtung Süden fahrt, vorbei an der Kleinstadt Borgarnes, in der ihr Museen zur Besiedlung Islands besuchen könnt, erreicht ihr die siebte geografische Region Islands, Reykjavík.
Die Hauptstadtregion Reykjavík
Beginn und Ende der allermeisten Islandrundreisen ist Reykjavík. Die Hauptstadtregion ist das am dichtesten besiedelte Gebiet des Landes, etwa 220.000 Menschen leben in der Capital Area. Reykjavík ist eine junge Stadt, unzählige Festivals finden dort statt, die Foodszene ist genauso international wie die Kulturszene.

Von den meisten Stadtvierteln sind es nur wenige Minuten bis zum Meer, in die Heide oder auf die umliegenden Berge. Das Angebot an geführten Touren von Reykjavík ins Land hinaus ist groß, egal, ob ihr zum Wahle Watching, Mountainbiken, Wandern, auf Gletscher oder in Lavahöhlen wollt. Plant für die Stadt aber mindestens 24 Stunden ein, um wenigstens etwas in das pulsierende Stadtleben einzutauchen.

Fazit
Island ist eine Destination, die sowohl geografisch als auch geologisch sehr spannend ist. Gletscher, Vulkane, Wüsten, Lavafelder, Wasserfälle und Fjorde prägen das Land. Wer Urlandschaften und Naturgewalten hautnah erleben will, findet in jeder geografischen Region Islands unzählige Highlights, und wenn ihr euch für Geologie interessiert, dann ist die Insel unter dem Polarkreis nicht nur wegen ihrer aktiven Vulkane ein sehr lohnenswertes Ziel.
Bilder: Thomas Linkel (22), unsplash: Jonatan Pie (1), Lolita Bert (1), Toby Elliott (1)
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