Gletscherzunge, Vatnajökull, Island

Abenteuer Gletscher in Island – Katla Travel

Gletscher sind neben dem Vulkanismus die große gestaltende Kraft der faszinierenden isländischen Landschaften – ein guter Grund, sich näher mit den Gletschern in Island zu beschäftigen.

Etwa 11 Prozent der Fläche Islands ist von Gletschern bedeckt, ungefähr 93 Prozent dieser Fläche nehmen die Plateaugletscher Vatnajökull (ca. 7.900 Quadratkilometer), Langjökull (ca. 900 Quadratkilometer), Hofsjökull (ca. 890 Quadratkilometer), Mýrdalsjökull (ca. 560 Quadratkilometer) und Drangajökull (ca. 142 Quadratkilometer) ein.

Blick aus Flugzeug, Gletscher, Wolken, Island
Die Größe der isländischen Gletscher seht ihr aus dem Flugzeugfenster besonders gut

Was ist ein Gletscher?

Vereinfacht ausgedrückt bildet sich ein Gletscher, isländisch jökull, aus vielen sich immer weiter komprimierenden Schneemassen, die auch im Sommer nicht gänzlich abschmelzen. Gletscher sind quasi über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende aufgehäufte Schneemassen, die zu Eis geworden sind.

Wie entstehen Gletscher?

Gletscher bilden sich, wenn Schnee im Sommer nicht abschmilzt, dazu ist zunächst eine ausreichend niedrige Temperatur notwendig. Die Höhenlinie, ab der im langjährigen Mittel mehr Schnee fällt, als dort abtauen kann, ist die klimatische Schneegrenze, die auch als Gleichgewichtslinie bekannt ist.

Sonnenaufgang, Eisbrocken, Diamond Beach, island
Sonnenaufgang am Diamond Beach

Das Gebiet oberhalb dieser Grenze wird Nährgebiet genannt, dort wächst der Gletscher. Das Areal unterhalb dieser Grenze wird als Zehrgebiet bezeichnet, dort schmilzt mehr Eis als aufgebaut wird. Beim Vatnajökull, dem größten Gletscher Islands, liegt die Gleichgewichtslinie je nach Exposition zwischen 1.000 und 1.400 Höhenmetern.

Eispanzer, Gletscherspalten, Skaftafellsjökull, Island
Der Skaftafellsjökull ist von Gletscherspalten durchzogen

Durch Schneeakkumulation sowie stetiges Tauen und Gefrieren von Schneemassen kommt es zu einer Schneeverdichtung und daraus resultierend schließlich zur Gletschereisbildung. Durch den auflastenden Druck bildet sich eine besondere Kristallstruktur, die sich von Eis auf dem Meer oder auf Flüssen unterscheidet – ein Gletscher entsteht.

Welche Arten von Gletschern gibt es?

Talgletscher

Talgletscher sind die in Europa bekanntesten Typen. Diese Gletscher haben ein begrenztes Einzugsgebiet und bewegen sich aufgrund der Schwerkraft in einem Tal abwärts. Oft sind sie von hohen Talwänden umgeben, von denen regelmäßig Felsen und Geröll auf die Eismassen stürzen und vom Gletscher talabwärts bewegt werden.

Gletscherzunge, Skaftafellsjökull, island
Vom Vatnajökull fließen viele Gletscherzungen ins Vorland

Die meisten dieser Gletscher befinden sich in Island auf der Halbinsel Tröllaskagi und im nördlichen Teil der Westfjorde.

Vorlandgletscher

Dieser Typus wird auch Eislobe genannt. Diese Loben befinden sich im Vorland von Gebirgen oder im Umfeld von Plateaugletschern wie dem Vatnajökull. Es sind durch die Topografie eingeengte Gletscherzungen. Typische Loben sind der Brúarjökull und der Dyngjujökull am Nordrand des Vatnajökull.

Hanggletscher

Diese Gletscher sind relativ kleine Eisakkumulationen an einem Berghang, die über eine Bergwandstufe abbrechen, was sehr spektakulär aussehen kann, und die ohne deutliche Gletscherzungenbildung enden.

Plateaugletscher

Dieser auf Island am meisten Fläche einnehmende Typ ist von seiner Mächtigkeit und Größe mit menschlichen Sinnen kaum zu fassen. DAS Paradebeispiel für einen Plateaugletscher ist der Vatnajökull. Er ist so groß wie Korsika und bis zu 1.000 Meter dick. Im Schnitt beträgt seine Mächtigkeit ca. 420 Meter. Weitere isländische Plateaugletscher sind Langjökull, Hofsjökull, Mýrdalsjökull und Drangajökull.

Öræfajökull , Ringstrasse, Island
Wer von Westen über die Ringstrasse kommt, fährt direkt auf den Öræfajökull zu

Plateaugletscher werden auch Eiskappen genannt, sie bilden sich auf Tafelbergen oder Hochebenen. An einigen Orten, an denen viele lokale Gletscher durch die Absenkung der Gleichgewichtslinie während der Kälteperioden der letzten 4000 bis 5.000 Jahre zusammengewachsen sind, bedecken Eiskappen ein großes Gebiet.

Plateuagletscher, Langjökull, island
Unendliche Weite auf dem Langjökull

Dies gilt für die allergrößten Gletscher im zentralen Hochland, in den Westfjorden und im südlichen Teil von Island. Kleinere Eiskappen finden sich in der Nähe viel größerer Gletscher und bedecken nur einen einzigen Berggipfel oder ein Plateau. Zwei Beispiele dafür sind der Eiríksjökull, eine Eiskappe in der Nähe des Langjökull, und der Þrándarjökull, der sich südöstlich des Vatnajökull befindet.

Besonderheiten der isländischen Gletscherwelt

Viele isländische Plateaugletscher liegen über Vulkanen, wie Grímsvötn und Bárðarbunga, die unter dem größten isländischen Gletscher, dem Vatnajökull, liegen. Die Caldera des Grímsvötn hat eine Fläche von etwa 100 Quadratkilometern und der Bárðarbunga eine Fläche von etwa 60 Quadratkilometern.

Ferienhaus Heillasteinn, Snæfellsjökull, Island
Das Ferienhaus Heillasteinn vor dem Snæfellsjökull

Das bedeutet, dass bei diesen Vulkanen und einer mittleren Dicke von etwa 200 Metern der Eiskappe über ihnen eine große Menge an Eis durch geothermisches Schmelzen gefährdet ist. Ebenfalls von einem kleinen Gletscher bedeckt ist der Stratovulkan Snæfellsjökull auf der Halbinsel Snæfellsnes.

Vulkane und Gletscherläufe

Wenn es unter dem Gletscher zu vulkanischen Aktivitäten kommt, kann das daraus resultierende Schmelzwasser zu einem plötzlichen Gletscherlauf führen, der auf Isländisch als jökulhlaup bezeichnet wird. Häufiger werden Jökulhlaups jedoch durch die Ansammlung von Schmelzwasser aufgrund geothermischer Aktivitäten unter dem Gletscher verursacht. Jökulhlaups lösen gelegentlich sogar vulkanische Eruptionen durch plötzlichen Druckabfall aus. Diese Ausbrüche finden dann gegen Ende des Jökulhlaup statt.

Jeep, Person, Eyjafjallajökull, Island
Unter dem Eyjafjallajökull schlummert ein aktiver Vulkan

Wohl der berühmteste Vulkanausbruch unter einem Gletscher war die Eruption des Stratovulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Die Aschewolke stieg über mehrere Kilometer in die Höhe und brachte den Flugverkehr zwischen Europa und Nordamerika für einige Tage zum Erliegen.

Auswirkungen des Niederschlags auf isländischen Gletschern

Die Lage der Hauptgletscher wird durch die hohen Niederschlagsmengen bestimmt, die durch Südwinde an die Südküste gelangen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 4000-5000 Millimeter (maximal 8000 Millimeter) in den höheren Lagen von Vatnajökull und Mýrdalsjökull, während sie auf Langjökull und Hofsjökull maximal 3500 Millimeter erreicht.

Eisberge, Gletscherlagune, Jökulsárlón, Island
Eisberge auf der Gletscherlagune Jökulsárlón

Mýrdalsjökull, Vatnajökull und das zentrale Hochland sind die Klimascheide Islands. Vereinfacht ausgedrückt trennen sie die kalten polaren Luftmassen im Norden von den ozeanischen im Süden. Das führt zu den sehr hohen Niederschlägen an der Südabdachung und zu einem wesentlich trockeneren Klima am Nordrand des Vatnajökull.

Während Vík í Mýrdal an der Südküste auf ein Niederschlagsjahresmittel von ca. 2200 Millimeter kommt, fallen nördlich des Vatnajökull im Bereich der Ódáðahraun und des Tafelvulkans Herðubreið ca. 400 Millimeter Regen im Jahresmittel.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Gletscher in Island aus?

Alle Plateaugletscher in Island haben sich seit dem Auslaufen der Kleinen Eiszeit Ende des 19. Jahrhunderts stark zurückgezogen und ausgedünnt. Seit 1995 hat sich der Rückgang aufgrund der für die Eisgiganten ungünstigen Klimaerwärmung sehr schnell vollzogen.

Zodiactour, Gletscherlagune, Fjallsárlón, Island
Zodiactour auf der Gletscherlagune Fjallsárlón

Es gibt Hinweise darauf, dass geschützte Kessel- und Talgletscher in den Gebirgsregionen Islands die Eiskappen in einem sich erwärmenden Klima überdauern könnten, insbesondere dort, wo Geröll die gesamte oder einen Teil der Gletscheroberfläche bedeckt und das Eis so besser vor Sonnenstrahlen geschützt ist.

Mehrere kleinere Gletscher sind seit Beginn des Jahrhunderts aufgrund der Klimaerwärmung verschwunden, zum Beispiel der Ok westlich der Eiskappe des Langjökull und Lambadalsskarðsfönn in Álftafjörður, wo die Überreste des Gletschers als mehrjährige Schneefelder in frischen Moränen zu sehen sind.

Gletscherlagunen und Moränenwälle

Durch die Klimaerwärmung schrumpfen die sichtbaren Gletscherzungen, auf denen u.a. Gletscherwanderungen in Südisland, Touren zu den Eishöhlen am Vatnajökull oder die Fast Track Ice Cave Tour stattfinden.

Eishöhle, Fast Track Ice Cave, Island
Faszinierende Einblicke bei der Fast Track-Eishöhlentour

Gletscherzungen an den südlichen Ausläufern des Vatnajökull Nationalparks wie der Svinafellsjökull und der Skaftafellsjökull oder der vom Plateaugletscher Mýrdalsjökull fließende Sólheimajökull haben sich seit der Jahrtausendwende z.T. um einige hundert Meter zurückgezogen und stark an Mächtigkeit verloren. Die ehemalige Ausdehnung der Gletscherzungen kann an der jeweiligen Endmöräne erkannt werden, die den maximalen Vorstoß einer Gletscherzunge markiert.

Sólheimajökull, Gletschertour, Island
Auch wenn sich der Sólheimajökull schnell zurückzieht, seine Größe lässt Menschen winzig erscheinen

Die zurückweichenden Eismassen hinterlassen neben ausgedehnten Schotterflächen und Moränenwällen aber auch Lagunen, die touristisch genutzt werden, zum Beispiel für eine Bootstour auf der Gletscherlagune Jökulsárlón oder einer Zodiactour auf der Gletscherlagune Fjallsárlón.

Tipp: Wenn ihr das Vorland der Gletscher intensiver erleben wollt, dann unternehmt doch eine ausgedehnte und beeindruckende Wanderung an der Gletscherlagune Jökulsárlón.

Wann ist die beste Zeit, um Islands Gletscher zu besuchen?

Grundsätzlich können Islands Gletscher rund um das Jahr besucht werden. Je nach Wetter und Schneelage kann es im Winter schwieriger sein, selbst über Pisten an eine Gletscherzunge heranzukommen. Wer sich allerdings einer geführten Tour anschließt, muss sich auch im Winter um den Zugang und die eigene Sicherheit keine Gedanken machen.

Eishöhlentour und Gletscherwanderung

Die beste Zeit, um eine geführte Eishöhlentour zu unternehmen, sind die Monate November bis Ende März. Dann ist das Eis stabil und die Gefahr eines Einsturzes am geringsten. Zieht euch warm an, Mütze und Handschuhe sind obligatorisch, und nutzt festes Schuhwerk.

Eishöhle, Vatnajökull, Island
Der Winter ist die beste Zeit um Eishöhlen zu besuchen

Gletscherwanderungen werden rund um das Jahr angeboten, eure Sicherheit wird dabei immer von ausgebildeten Guides gewährleistet. Die Anbieter stellen euch Spezialausrüstung für den Gang aufs Eis zur Verfügung, ihr solltet nach dem Zwiebelprinzip angezogen sein, Mütze und Handschuhe sind obligatorisch, und feste Wanderschuhe tragen.

Gletscherwanderung, Svinafellsjökull, Sonne, Island
Island perfekt: Sonne und Eis auf dem Svinafellsjökull

Ganzjährig buchbar sind auch Bootstouren auf einer der Gletscherlagunen, entweder mit dem Zodiac oder größeren Ausflugsbooten.

Die bekanntesten Gletscher in Island

Karte, Island
Islandkarte mit den größten Gletschern. ©Natural Science Institue of Iceland

Welche Aktivitäten können rund um die Gletscher unternommen werden?

Die touristische Infrastruktur rund um Islands Gletscher ist gut ausgebaut, die Tourenvielfalt groß. Ihr könnt Eishöhlen erkunden, eine Wanderung auf dem Gletscher unternehmen, mit dem Schneemobil über die Eismassen brausen oder mit Spezialisten zum Eisklettern aufbrechen. Wer es gemütlicher mag, der bucht eine Bootstour auf einer Gletscherlagune oder erkundet auf eigene Faust auf Wanderwegen die von Gletschern geprägte Landschaft.

Schneemobiltour, Langjökull, Island
Abenteuer auf dem Langjökull

Fazit

Islands Gletscher faszinieren, es gibt kaum ein Land auf der Erde, in dem es so einfach und hautnah möglich ist, Eismassen zu erleben und aktiv zu entdecken. Neben dem Vulkanismus sind Gletscher die großen Gestalter der isländischen Landschaft. Besonders die Südküste bietet einzigartige und unzählige Ausblicke auf spektakuläre Gletscherzungen, weite Lagunen, tosende Gletscherflüsse und tief eingeschnittene Täler, in denen Eismassen liegen. Die Auswahl an Ausflügen zu den Eisriesen ist groß.

Bilder: Thomas Linkel (9), Björgvin Hilmarsson Icelandic Mountainguides (2), Greta S. Gudjonsdottir Icelandic Mountainguides (1), Glacier Adventure (2), Katla Track (1), unsplash: Sam Quek, Angel Luciano, Marketwake, flickr: Martin V Morris

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