Möðrudalur – Herrliche Einsamkeit – Katla Travel

Wenn ihr in Island unterwegs seid, dann werden euch schnell die weit voneinander entfernt liegenden Bauernhöfe auffallen. Meistens haben sie farbig gestrichene Dächer, neben dem Hof liegen in Plastikfolie verpackte Heuballen, und ein paar Islandpferde und Schafe grasen auf saftigem Grün. Unser langjähriger Kunde Oliver Mummer hat Mödrudalur, einen der abgelegensten Bauernhöfe Islands, besucht.

Erreicht man Island mit der Fähre in Seyðisfjörður und folgt dann der Ringstraße in Richtung Norden bzw. Mývatn, kommt man etwa 60 Kilometer hinter Egilsstaðir in ein Gebiet, in dem es zwei parallele Fahrmöglichkeiten gibt.

Auf der Ringstraße oder einer Nebenstraße nach

Möðrudalur fahren?

Die Ringstraße macht einen Schwenk, während die Straße 901 weiter südlich verläuft. Beide Straßen treffen nach etwa 40 Kilometern dann wieder aufeinander. Von dort sind es nochmal 27 Kilometer bis an die Abzweigung der Straße 864 bzw. die Brücke über die Jökulsá á Fjöllum.

Die Straße 901 bzw. Möðrudalsleið war bis 2000 Teil der Ringstraße, bevor die 40 Kilometer lange Strecke weiter im Norden neu erbaut wurde (Háreksstaðaleið). Der Neubau hatte vor allem topografische Gründe. Die alte Strecke muss den 851 Meter hohen Gebirgszug Möðrudalsfjallgarður überwinden. Starke Steigungen führten besonders im Winter zu erheblichen Problemen.

Mitten im Nichts eine Abzweigung

Die Straße 901 ist landschaftlich wesentlich attraktiver, allerdings immer wieder mit Schlaglöchern durchzogen und erfordert beim Fahren hohe Aufmerksamkeit. Sie ist für Fahrzeuge mit 4×4 Antrieb geeignet. Wer mit einem normalen PKW unterwegs ist, muss aufgrund der Straßenschäden deutlich mehr Zeit einplanen und sollte sehr vorsichtig fahren, um nicht mit einer Reifenpanne liegenzubleiben, oder einfach die Ringstraße nutzen.

Da ich mein Hauptquartier am Mývatn aufgeschlagen hatte, kam ich aus Richtung Westen. Nach Überquerung eines kleinen Passes kommt man an die rechtwinklige Abzweigung der Straße 901 in Richtung Süden. Hier befindet sich auch ein kleiner Rastplatz mit dem Restaurant Beitarhúsið und einer Tankstelle.

Bereits nach wenigen 100 Metern wird die Straße zur Schotterpiste. Sie war aber zumindest auf den ersten Kilometern in einem ordentlichen Zustand. Sie verläuft hier flach mit nur geringen Steigungen.

Wo liegt Möðrudalur eigentlich?

Nach etwa 7 Kilometern auf der Straße 901 war ich dann an meinem Ziel. Möðrudalur á Fjöllum ist der mit 469 Metern höchstgelegene ständig bewohnte und bewirtschaftete Hof in Island und zugleich einer der landreichsten und abgelegensten. Der Hof ist seit der Besiedlung Islands bewohnt, der Besuch kann problemlos z.B. auch in einer Islandrundreise im Herbst integriert werden.. Wie bereits erwähnt lag er bis 2000 direkt an der Ringstraße. Hier wird vor allem Schafzucht betrieben. In Möðrudalur konnte das Vieh meist das ganze Jahr im Freien verbringen und musste nur in den härtesten Wintern in den Stall gebracht und gefüttert werden. Das Gebiet des Hofes umfasst 6.700 Hektar. Der Hof verfügt auch über eine Wetterstation, auf der am 21. Januar 1918 mit -38 °C die kälteste je in Island gemessene Temperatur registriert wurde.

Die Gegend um den Hof nennt man Möðrudalsöræfi bzw. Möðrudalsheiði. Wie die Endung -öræfi sagt, handelt es sich um eine Einöde bzw. Wüste. Das Panorama um den Hof ist einfach unbeschreiblich und zeigt in einer endlosen Weite zahlreiche verschiedene Landschaftsformen.

Die Herðubreið überragt wüste Ödnis

Nicht allzu weit erhebt sich majestätisch der 1.682 Meter hohe Tafelvulkan Herðubreið, die Königin der isländischen Berge. Man hat bei klarem Wetter aber auch Blick bis zu Dyngjufjöll und Kverkfjöll am Nordrand des Gletschers Vatnajökull. Weiter östlich liegt der bis zu 851 Meter hohe Gebirgszug Möðrudalsfjallgarður, der früher von der Ringstraße überquert wurde. Westlich erheben sich das 800 Meter hohe Geldingafell und das 647 Meter hohe Sandfell. Und zwischen beiden Höhenzügen liegt das weite, grüne Möðrudalur.

Überraschend viele Gebäude findet man auf dem Gelände des Hofes. Neben den Wirtschaftsgebäuden und Stallungen liegen hier auch Hotel, Restaurant, Ferienhäuser und der Campingplatz Fjalladýrð, die ihren Gästen ein umfassendes Dienstleistungsangebot in einer wunderschönen und ruhigen Umgebung bieten.

Auch findet man hier eine der wohl originellsten Tankstellen in Island, die aber angesichts der hohen Spritpreise nur im Notfall in Anspruch genommen werden sollte.

Die Gebäude weisen zu großen Teilen die typische isländische Bauweise mit Torfmauern, Holzgiebeln und grasbedeckten Dächern auf. Aber auch einige modernere Betonbauten findet man hier. Da die Gegend nicht an das Stromnetz angeschlossen ist, wurden früher Dieselgeneratoren eingesetzt. Ab 2006 wurde dann ein Wasserkraftwerk erbaut, das den Hof mit Strom versorgt. Mit dem Strom wird auch das Wasser erwärmt, da die Gegend nicht geothermisch aktiv ist.

Zur Askja per Helikopter oder Jeep?

Von Möðrudalur aus werden auch Jeeptouren und Helikopterflüge u.a. Richtung Holuhraun, Askja und Kverkfjöll angeboten. Weiterhin gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen. Die Wege sind mit Pfosten gekennzeichnet und auf einer Karte verzeichnet, die im Restaurant oder in der Information erhältlich ist.

Folgt man der Straße 901 weitere vier Kilometer nach Südosten, gelangt man zum Abzweig der Hochlandpiste F905 in Richtung Askja. Aber auch eigene Tagestouren Richtung Mývatn, Dettifoss, Ásbyrgi, Askja, Kverkfjöll und Stuðlagil sind von Möðrudalur aus problemlos möglich.

Leuchtturm und Kirche zugleich

Die Kirche in Möðrudalur wurde vom damaligen Bauern Jón Aðalstein Stefánsson (1880–1971) zum Gedenken an seine verstorbene Frau Þórunn Oddsen Vilhjálmsdóttir erbaut. Die Einweihung erfolgte am 4. September 1949. Jón gestaltete auch das Innere der Kirche selbst, malte das Altarbild und fertigte die silbernen Kerzenständer für den Altar. Originell ist, dass die Kirche gleichzeitig ein kleiner Leuchtturm ist. Sobald die Sonne untergeht, beginnt ein Drehlicht im Turm zu leuchten an. Es dient dem Zweck, dass sich Menschen, die sich nachts in der Gegend befinden, am hellen Licht orientieren können. Jóns Sohn war Stefán Jónsson, ein Künstler namens Stórval. Er war wie sein Vater ein ausgezeichneter Maler.

Im gemütlichen Fjallakaffi werden warme Speisen, Kuchen und Getränke angeboten. Ich habe mir hier eine leckere Lammfleischsuppe (2.790 ISK) gegönnt. Der Schwerpunkt liegt auf Saiblingen aus den Hochlandseen und Lammfleisch direkt vom Hof. Aber auch saisonale Speisen wie Rentierfleisch und Gans werden angeboten.

Ich kann jedem, der z.B. eine Mietwagenrundreise durch Island macht, einen Abstecher nach Möðrudalur wärmstens empfehlen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit zusammen mit dem unglaublichen Panorama darf man sich einfach nicht entgehen lassen.

FAQ:

Kann man in Möðrudalur übernachten?

Ja, in Möðrudalur könnt ihr in Cottages, einem Hotel oder auf dem Campingplatz übernachten.

Kann man in Möðrudalur wandern?

Ja, rund um Möðrudalur gibt es gut beschilderte Wanderwege, die in die Umgebung führen.

Wann ist die beste Reisezeit, um Möðrudalur zu besuchen?

Möðrudalur kann das ganze Jahr über besucht werden. Die beste Reisezeit ist von Mai bis Mitte Oktober. Im Winterhalbjahr kann es aufgrund von Stürmen zu Straßensperrungen zwischen Mývatn und Egilsstaðir kommen.

Wo liegt Möðrudalur?

Möðrudalur liegt nahe der Ringstraße, fast genau in der Mitte zwischen Mývatn und Egilsstaðir. Wer z.B. eine Islandrundreise im Ferienhaus plant, kann einen Abstecher in Möðrudalur einbauen.

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Text: Oliver Mummer*; (Thomas Linkel)
Bilder: alle Oliver Mummer, außer Askja: Thomas Linkel

*Islandzauber.de ist eine sehr persönliche Blog-Website von Oliver Mummer, die sich der Faszination und Vielfalt Islands widmet. Hier findet ihr:

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