Im Juni 2024 fanden in Grönland zwei Speedcubing-Wettbewerbe statt, die von Katla Travel unterstützt wurden. Das Projekt hat neben dem Wettbewerbsgedanken auch einen sozialen Aspekt.
Der Autor dieser Zeilen bekennt sich dazu, den Rubik´s Cube einmal in seinem Leben gelöst zu haben. Ziemlich sicher ist das auf einen glücklichen Zufall zurückzuführen, dem Monate einsamen Trainings im Jugendzimmer vorangingen, die aus sehr viel Ehrgeiz, Frust und Wutausbrüchen, Weglegen und Wiederaufnehmen bestanden. Zur Erinnerung: Es gab keine Anleitungen, keine Youtube-Tutorials, es gab damals nur dieses brandneue, faszinierende Gebilde und unzählige, wirklich unzählige Selbstversuche.
Was ist das eigentlich für ein Würfel?
Der Rubik’s Cube, oder „Zauberwürfel“, ist das meistverkaufte Spielzeug der Welt. Mehr als eine halbe Milliarde Würfel wurden seit seiner Erfindung veräußert, und auch heute noch gehen Hunderttausende dieser und andere vergleichbarer Würfel über den Ladentisch.
Der Rubik’s Cube ist ein mechanisches Puzzle, das 1974 vom ungarischen Architekten Ernő Rubik erfunden wurde. Ursprünglich als “Magic Cube” bezeichnet, wurde das Puzzle 1975 patentiert und 1977 erstmals in Ungarn verkauft. 1980 wurde es international als “Rubik’s Cube” eingeführt und eroberte schnell die ganze Welt.
Wie kommt man nur auf so was?
Ernő Rubik erfand den Würfel ursprünglich, um seinen Architekturstudenten dreidimensionale Bewegungen zu veranschaulichen. Der erste Prototyp war aus Holz und Gummibändern gefertigt. Rubik erkannte jedoch schnell das Potenzial des Würfels als Puzzle.
Er entwickelte eine funktionierende Version mit 54 farbigen Aufklebern und beweglichen Teilen, die unabhängig voneinander rotieren konnten, ohne die Struktur des Würfels zu zerstören. Für Menschen wie den nicht dreidimensional denkenden Autor an sich schon kaum verständlich.
Mechanismus und Design des Rubik´s Cube
Der klassische Rubik’s Cube besteht aus 26 kleinen Würfeln, die um einen zentralen Achsenmechanismus angeordnet sind.
Jeder der sechs Seiten des Würfels ist in neun Felder unterteilt, die in einer der sechs Farben (weiß, gelb, rot, grün, blau und orange) bemalt sind. Ziel des Spiels ist es, durch Drehen der Ebenen jede Seite des Würfels so zu ordnen, dass sie aus einer einzigen Farbe besteht.
Hype und Popkultur
In den frühen 1980er-Jahren erreichte der Rubik’s Cube seinen ersten Popularitätshöhepunkt. Millionen von Menschen versuchten, das Puzzle zu lösen, was zu einem regelrechten Hype führte. Natürlich wurden irgendwann Bücher und Anleitungen zur Lösung des Würfels geschrieben, und erste Wettbewerbe zur schnellsten Lösung des Cubes entstanden. (Anmerkung des Autors: Er hat den Würfel VOR den ersten Anleitungen gelöst!)
Der Rubik’s Cube entwickelte sich schnell zu einem Symbol für intellektuelle Herausforderung und Problemlösungsfähigkeit. Sein Einfluss erstreckte sich auf verschiedene Bereiche wie Mathematik, Informatik und Kunst, der farbige Würfel wurde sogar ein wiederkehrendes Motiv in der Popkultur.
Wie steht es heute um den Rubik´s Cube?
In den letzten Jahrzehnten hat sich eine lebendige Community um den Rubik’s Cube entwickelt, die sich dem “Speedcubing” widmet – der Kunst, den Würfel in kürzester Zeit zu lösen. 1982 fand die erste Weltmeisterschaft im Speedcubing statt. Die Popularität dieser Wettkämpfe nahm mit der Einführung neuer technischer Verbesserungen und digitaler Lösungen zu, heute zählt die Community etwa 200.000 Mitglieder aus 150 Nationen.
Speedcubes als Update-Version des klassischen Rubik´s Cube
In der Zwischenzeit sind moderne Speedcubes speziell für schnellere und flüssigere Bewegungen ausgelegt, oft mit Magneten und verbesserten Mechanismen. Die Weltrekorde für das Lösen des Rubik’s Cube haben sich stetig verbessert. Der aktuelle Weltrekord für die schnellste Lösung eines 3x3x3-Würfels liegt bei atemberaubenden 3,13 Sekunden.
Übrigens: Zusätzlich zum klassischen 3x3x3-Würfel gibt es heute unzählige Varianten in verschiedensten Konfigurationen.
Katla Travel und der Rubik´s Cube
Bjarnheiður Hallsdóttir und Pétur Óskarsson gründeten Katla Travel im Jahr 1997. Óskar, Péturs Sohn, hat in den vergangenen acht Jahren mehrfach erfolgreich an internationalen Speedcubing-Wettbewerben teilgenommen. Immer wieder wurden Óskar und seine isländischen KollegInnen von anderen Speedcubern nach der Cube-Szene in Grönland gefragt, schließlich liegt kein Land näher an Grönland als Island.
Faktisch aber gab es keine Speedcubing-Szene in Grönland, die größte Insel der Welt galt als weißer Fleck auf der Speedcubing-Karte.
Über Kim Kielsen, den ehemaligen Premierminister Grönlands, kamen Óskar und Pétur in Kontakt mit dem Freizeitkomitee in Nuuk. Dieses Projekt bietet jungen Menschen in Grönlands Hauptstadt spannende Freizeitaktivitäten und war sofort vom Thema Speedcubing begeistert.
Im Sommer 2023 starteten Óskar und Pétur in Zusammenarbeit mit dem Freizeitkomitee einen Kurs zur Lösung des Würfels, der mit dem ersten Speedcubing-Wettbewerb in Grönland endete.
Vom Gletscher zum Speedcubing-Wettbewerb
Möglich wurde der international anerkannte Wettbewerb durch den Kontakt zu Clément Cherblanc, einem französischen Wissenschaftler, der erstens die WCA-Schiedsrichterrechte für Speedcubing-Wettbewerbe besitzt und zweitens zufälligerweise jeden Sommer auf dem grönländischen Inlandeis arbeitet.
Der erste Speedcubing-Wettbewerb in Grönland war dann auch ein großer Erfolg, aus dem sich eine Speedcubing-Community bildete, die sich seitdem unter der Leitung des Grönländers Steen L. Thorsteinsen regelmäßig trifft, um Würfel-Lösungen zu üben, sich auszutauschen und gemeinsam Freizeit zu verbringen.
2024: Zwei Speedcubing-Wettbewerbe in Grönland
Nach dem großen Erfolg von 2023 fanden dieses Jahr sogar zwei Speedcubing- Workshops und -Wettbewerbe in Grönland statt, am 15. Juni wurden in Ilulissat und am 23. Juni in Nuuk Rubik´s Cubes auf Zeit gedreht.
Katla Travel unterstützt die Rubik´s Cube Workshops und -Wettbewerbe
Óskar und Pétur reisten wieder nach Grönland, um bei Kursen und Wettbewerben mitzuhelfen. Katla Travel und Icelandair unterstützten die Aktion, von Ehrenamtlichen aus Island wurde die gesamte Zeitmessausrüstung mitgebracht und in Teilen vor Ort gelassen. Die Isländer spendeten außerdem je 100 Rubik´s Cubes pro Kurs. Die Freizeitkomitees in beiden Orten stellten passende Räumlichkeiten zur Verfügung, und auch Clement Cherblanc war wieder als Schiedsrichter vor Ort.
Wie soll es 2025 weitergehen?
Aufgrund des großen Erfolgs und der zunehmenden Zahl junger Grönländer, die sich für Speedcubing interessieren, wird für 2025 bereits über eine Ausdehnung des Projekts in andere grönländische Orte nachgedacht und eine Vernetzung der Freizeitkomitees und Speedcubing-Communities forciert.
Der Rubik’s Cube hat sich in vier Jahrzehnten von einem einfachen Lehrmittel zu einem globalen Phänomen entwickelt. Seine Faszination bleibt ungebrochen, sei es als intellektuelle Herausforderung, künstlerisches Medium oder sportliche Disziplin. Seit zwei Jahren ist Grönland kein weißer Fleck mehr auf der Cube-Landkarte.
Übrigens legte der Autor seinen Rubik´s Cube, nachdem er diesen einmal gelöst hatte, gut sichtbar in ein Regal, wo er noch lange als Beweis seines einmaligen Triumphs und Nachweis seines unglaublichen Intellekts aufbewahrt wurde. Ein Vergleich zwischen dem Autor und den grandiosen isländischen und grönländischen Speedcubern verbietet sich allerdings selbstredend.
Fotos: Pétur Óskarsson (11), upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9d/Rubiks_Cube_%2811913436786%29.jpg, unsplash: Olav Ahrens Rotne, flickr/Gerwin Sturm
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