An Porrablót, dem Mittwinter-Fest, kommen die Isländer zum Feiern zusammen

Was ist eigentlich … Þorrablót? 6 Fakten über das isländische Mittwinter-Fest

Þorrablót, das sogenannte Mittwinter-Fest, wird in Island gefeiert, wenn die dunkle Jahreszeit noch nicht vorbei ist, aber die Tage ganz, ganz allmählich wieder ein bisschen länger werden, wenn der Winter zu seinem langen Endspurt ansetzt. Dann kommen Familie und Freunde zusammen, zu großen oder kleinen Feiern, und verspeisen einige typisch isländische Gerichten, die sonst im Alltag kaum mehr verzehrt werden. Hier kommen unsere 6 Topp Fakten über das Mittwinter-Fest Þorrablót!

1. Was bedeutet Þorrablót?

Þorrablót setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: „Þorri“  und „blót“. Þorri hieß im alten nordischen Kalender der vierte Monat des Winters, ein Monat, der vor allem in früheren Jahrhunderten in Island eine harte beschwerliche Zeit war, die bis zum sehnlich herbeigewünschten Frühling noch überstanden werden musste. Der Ursprung des Worts ist nicht ganz geklärt, möglicherweise steht es in Zusammenhang mit Þór (Thor), dem nordischen Gott.

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Frühling in Island – die Natur erwacht nach einem langen, kalten Winter

In mittelalterlichen Geschichten tritt Þorri als personfizierter Winter auf, als starker, mächtiger Mann, der hart und unerbittlich, vielleicht ein König oder ein Stammesfürst ist. Das zweite Wort, „blót“, bedeutet „Opfer“ oder „Fest“ und bezeichnete früher ein heidnisches Ritual mit Opfergaben für die großen Götter. Zusammen bedeutet Þorrablót also so etwas wie „das Fest im Monat Þorri“ oder „das Opferfest des Þorri“.

2. Wann genau ist Þorrablót?

Im altisländischen Kalender begann der Monat Þorri, in dem Þorrablót stattfindet, immer zwischen dem 19. und 26. Januar (und zwar stets an an einem Freitag) und endete immer zwischen dem 17. und 23. Februar (ebenfalls stets an einem Samstag). Þorrablót wird auch das Mittwinter-Fest genannt, weil der Zeitraum, in den es heute fällt, in vorchristlicher Zeit Mittwinter genannt wurde.

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Mittwinter markiert den Beginn des 2. Quartals im alten isländischen Kalender

Im Jahr 2025 startet Þorrablót am Freitag, den 24. Januar. Am selben Tag ist Bóndadagur, der sogenannte Männertag. Sein weibliches Gegenstück, der Frauentag Konudagur, beendet am 23. Februar schließlich den Wintermonat Porri und läutet, nach altisländischem Kalender, den neuen Monat Góa und das Nahen des Frühlings ein.

3. Was und wie wird an Þorrablót gefeiert?

Mit heidnischen Ritualen und Opferhandlungen wie zu Zeiten der Wikinger hat das heutige Porrablót, das lange Zeit vergessen war und erst im 19. Jahrhundert wieder zu neuem Leben erweckt wurde, nichts mehr zu tun. Heutzutage geht es darum, eine gewisse Tradition zu bewahren, die eigene Identität zu bestärken, die Gemeinschaft, die Geschichte, die gemeinsamen Wurzeln zu ehren – und Speisen zu essen, die seit Jahrhunderten in Island üblich sind.

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Spuren nach Hause: An Þorrablót zieht es viele Isländer zu ihren Familien

Dieses Zusammenkommen an Porrablót kann ganz unterschiedlich aussehen: Viele Menschen treffen sich mit Familienmitgliedern und/oder Freunden zu ausgedehnten privaten Abendessen, bei denen häufig jeder etwas zum Büffet beisteuert. Dann wird nicht nur ausgiebig geschmaust und getrunken, sondern auch gesungen, gescherzt und getanzt. Daneben gibt es auch große Veranstaltungen mit Bühnenprogramm und Showeinlagen, die von Vereinen oder Mitgliederverbänden organisiert werden. Auch die im Ausland lebenden Isländer feiern gerne Porrablót – so veranstaltet beispielsweise der Icelandic Club of Greater Seattle am 8. Februar ein „Midwinter Feast“ mit Livemusik und authentischen Speisen.

4. Was isst man an Þorrablót?

Diese authentischen Speisen, die in Island an Þorrablót serviert werden, sind zuweilen eine heikle Angelegenheit – und absolut nichts für heikle Personen. 🙂 Hangikjöt (geräuchertes Lamm), Harðfiskur (Stockfisch), Rúgbrauð (dunkles, süßes Roggenbrot) oder Laufabrauð („Laubbrot“) sind bei fast jedem klassischen þorramatur ( „Þorri-Essen“) zu finden und wirklich noch die „Normalos“ auf dem Büffet. Denn daneben gibt es noch so spezielle Leckereien wie Svið (gekochter Schafskopf), Hrútspungar (Widderhoden) oder Hákarl (fermentierter Hai).

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Typisch isländisch: An Þorrablót werden unter anderem Schafskopf und Trockenfisch  serviert.

Viele von diesen Gerichten werden im isländischen Alltag nur noch selten gegessen, erinnern aber an die Zeiten, in denen Lebensmittel haltbar gemacht, also geräuchert, gepökelt, getrocknet, eingelegt und fermentiert werden mussten, damit man sie später in den kalten Wintermonaten essen konnte. Brennivin, der isländische Nationalschnaps, fließt an Þorrablót natürlich auch reichlich – vielleicht ganz gut, um den Widderhoden herunterzuspülen …

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Auch Laufabrauð, „Laubbrot“, wird an Þórrablót häufig aufgetischt

5. Wo kann ich Þorrablót als Besucher feiern?

Sie lassen sich von einem gekochten Schafskopf und Widderhoden nicht abschrecken und würden gerne einmal einem klassischen Þorrablót bewohnen? Dann halten Sie die Augen auf, wenn Sie zwischen 23. Januar und 24. Februar in Island sind: Mit Sicherheit gibt es Veranstaltungen mit Þorrablót-Büffet, die Sie besuchen können.

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Das Café Loki in Reykjavík serviert typische Þórrablót-Speisen

Auch einige traditionelle Restaurants bieten Þorrablót-Menüs an oder zumindest einige der klassischen Gerichte. Das Café Loki in Reykjavík serviert beispielweise unter dem Namen „Isländisches Braveheart“ sowohl fermentierten Hai als auch Stockfisch und Brennivin – und schreibt dazu auf der deutschen Variante der Karte: „Geschmacksprobe – ein Muss“ …

6. Was kann ich während Þorrablót in Island noch erleben?

Þorrablót dauert in der Regel von Mitte/Ende Januar bis Mitte/Ende Februar – beide Monate sind eine tolle Zeit, um nach Island zu reisen. Winterurlaub in Island, das bedeutet verschneite Landschaft, eisverhangene Wasserfälle, Eishöhlentouren und vieles mehr.

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Winter in Island ist die perfekte Zeit für eine Eishöhlen-Tour

Januar und Februar sind auch die Monate mit exzellenten Chancen auf das Sichten von Polarlichtern – entweder bei einer geführten Polarlichter-Tour oder vielleicht ja auch vom privaten Hot Pot des eigenen Ferienhauses

Fazit

Þorrablót, das im Jahr 2025 vom 24. Januar bis 23. Februar dauert, ist längst ein fester Bestandteil des isländischen Winters geworden. Das sehr besondere Essen und der Brennivín spielen bei diesem Mittwinter-Fest eine unersetzbare und einzigartige Rolle. Vor allem geht es aber um die Gemeinschaft und das Gefühl der Zusammengehörigkeit im Winter, der in Islands trotz der etwas kürzeren Tage mannigfaltige Möglichkeiten für einen faszinierenden Urlaub bietet.

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Magische Winterstimmung am Hafen von Reykjavík

 

Bilder: Rachel Beard, Thomas Linkel (2), Fingalo, Aldís Björnsdóttir (3), Café Loki, Chris Henry

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