Es gibt eine isländische Tradition, die jedes Jahr im November die Weihnachtszeit einläutet, auch wenn sie nichts mit Weihnachtsmännern, festlichen Rezepten, Schnee oder Lichterschmuck zu tun hat. Die Rede ist von der alljährlichen Bücherflut („Jólabókaflóðið”), die in Island bereits seit 80 Jahren die Wochen rund um Weihnachten prägt. Was steckt hinter diesem Brauch?
Weihnachten in Island dauert, wenn man alle Bräuche und Traditionen mit einbezieht, offiziell vom 11. Dezember bis 6. Januar - und in diesen gut drei Wochen passiert so einiges auf der Insel im Nordatlantik: Da kommen 13 ziemlich unflätige Weihnachtsgesellen nacheinander aus dem Hochland zu den Menschen. Da werden Häuser und Wohnungen mit festlichem Lichterschmuck herausgeputzt und mit etwas Glück Nordlichter am Himmel bewundert. Da wird in vielen Familien an Heiligabend immer noch traditionell gekocht und gebacken.
Aber dann gibt es noch eine Tradition, die gar nichts mit all dem zu tun hat, aber genauso zu Weihnachten in Island gehört wie missgelaunte Weihnachtsgesellen, Milchreis mit Mandel oder geräuchertes Lammfleisch.
Tradition mit vielen Seiten
Denn an Heiligabend, wenn lecker gespeist und vielleicht auch ein wenig getanzt und gesungen wurde, beginnen viele Isländerinnen und Isländer – nein, nicht Netflix zu gucken oder am Handy zu daddeln (auch wenn eine nicht unerhebliche Zahl das sicherlich auch macht :-). Sie beginnen, die Bücher zu lesen, die sie unter dem Christbaum gefunden haben. Denn gedruckte Bücher zählen auch im digitalen Zeitalter zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken in Island – für Kinder wie für Erwachsene.
Passend dazu kommen von Oktober bis Dezember mehr Neuerscheinungen auf den Markt als in den übrigen Monaten zusammen – eine Flut von Büchern steht also zu Auswahl, die Jólabókaflóðið, die weihnachtliche Bücherflut, ist in vollem Gange!
Ein Katalog hilft bei der Lektüre-Wahl
Und damit niemand bei der Lektüre-Auswahl für seine Liebsten überfordert ist, gibt der Verband der isländischen Verleger seit 1944 alljährlich einen Katalog aller Neuerscheinungen (sowohl isländische Originalausgaben als auch Übersetzungen) heraus, der den Namen Bókatíðindi trägt. Mitte November, während der Buchmesse in Reykjavik, wird dieser Katalog kostenlos allen Haushalten zugeschickt – und enthält Buchtipps für Jung und Alt.
„2024 sind autobiografische Bücher ein Trend”, berichtet Úlfhildur Dágsdottir, Projektleiterin bei der Buchmesse Reykjavík. So hätten renommierte Autorinnen und Autoren wie Guðrún Eva Mínervudóttir, þórdís þúfa, Bragi Ólafsson, Steinunn Sigurðardóttir und Kristín Ómarsdóttir autobiografisch geprägte Werke veröffentlicht. Ein Höhepunkt in diesem Jahr: Kultautor Hallgrímur Helgason veröffentlicht den dritten und finalen Band seiner „60 Kilo”-Trilogie – die bereits erschienenen Bände „60 Kilo Sonnenschein” und „60 Kilo Kinnhaken” sind bereits beide mit dem Isländischen Literaturpreis ausgezeichnet worden.
Bücherflut seit 1944
Doch warum und seit wann wird Island eigentlich regelmäßig vor Weihnachten mit Büchern „überschwemmt“? Die Tradition Jólabókaflóðið existiert seit 1944, feiert dieses Jahr also ihren 80. Geburtstag. Island war im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs bereits unabhängig von Dänemark, aber von den Amerikanern besetzt. Importe in das Land gab es kaum, und Papier war einer der wenigen Rohstoffe, die nicht rationiert waren. Also schenkten sich die Isländer zu Weihnachten vor allem Bücher – eine Nation der Leser und Schreiber waren sie schließlich schon immer und sind es bis heute.
In keinem Land der Erde werden jährlich pro Kopf mehr Bücher auf den heimischen Markt gebracht als in Island. Laut einer Statistik von Statistics Iceland erscheinen pro 1000 Einwohner 5 neue Titel im Jahr – in anderen nordischen Ländern sind es nur 2 bis 2,5 Titel pro Kopf. Und zwei weitere interessante Zahlen: Die durchschnittliche Auflage in Island beträgt 1000 Stück – das entspräche in den USA einer sagenhaften Auflage von 1.000.000 Exemplaren, also einer Million!
Am Ende wird geschmökert
Jólabókaflóð ist also, wenn man es genau nimmt, der alljährliche Zyklus vom Erscheinen der vielen neuen Bücher bis zum Zeitpunkt des Lesens. Meistens wird die neue Lektüre, wie gesagt, gleich am Heiligabend oder am 1. Weihnachtsfeiertag genossen – gerne gemütlich angezogen und mit heißer Schokolade oder einem alkoholfreien Weihnachtsbier namens Jólabland. Eine wirklich schöne Tradition also, diese Bücherflut!
Sie haben jetzt Lust bekommen auf Weihnachten, auf Island im Dezember, auf verschneite Landschaften und darauf, sich mal wieder in Ruhe so richtig in ein Buch zu vertiefen? Dann hätten wir eine Lösung, die das alles wunderbar vereint…
Island im Winter – noch schöner mit Büchern
Denn bei einem Winterurlaub in Island können Sie das Land in seiner verschneiten Pracht erleben und gleichzeitig ein bisschen in die Traditon Bücherflut eintauchen (wenn auch vermutlich nicht mit isländischen Titeln). Denn es gibt kaum etwas Gemütlicheres, als sich nach einem ereignisreichen isländischen Wintertag, beispielsweise nach einer Gletscher-Wanderung, auf das Sofa im Ferienhaus zu kuscheln und ein wenig zu schmökern ….
Melden Sie sich einfach mit einer individuellen Anfrage bei uns, wenn Sie sich für einen Winterurlaub in Island interessieren. Wir erstellen dann sehr gerne ein unverbindliches Angebot, natürlich auch für jede andere Jahreszeit. Denn ob während der Bücherflut im Dezember, während des Endspurts des Winters im März, während der langen Tage im Sommer oder während der farbenfrohen Monate im Herbst – eine Reise nach Island ist immer eine gute Wahl.
Fotos: Thomas Linkel (3), Kelly Sikkema / Unsplash, Madara Parma /Unsplash, Darwin Vegher / Unsplash
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