Es gibt kein Land in Europa, das eine größere Vielfalt an Naturformen hat wie Island. Aus geologischer Sicht gehört die Insel im Nordatlantik sowohl zu Amerika als auch zu Europa. Wie Island entstanden ist, erzählen wir in unserem Beitrag.
Als sich vor etwa 20 Millionen Jahren die Vulkanausbrüche genau an der Stelle verstärkten, an der heute Island liegt, waren Südamerika, Afrika, Australien und Antarktika bereits eigenständige Inselkontinente.

In Teilen Europas herrschte ein subtropisches Klima, immergrüne Laubwälder aus Eichen, Kiefern, Feigenbäumen und Magnolien bedeckten weite Landstriche. Die Tierwelt begann sich der heutigen anzunähern, die Vorfahren unserer Katzen, Hirsche, Affen, Wölfe und Kamele durchstreiften die menschenlosen Weiten.
Wann ist Island entstanden?

Die Geburt Islands vor etwa 20 Millionen Jahren wird wohl in etwa so abgelaufen sein wie 1963 die Entstehung der Vulkaninsel Surtsey vor der isländischen Südküste.Dort förderten innerhalb weniger Monate untermeerische Vulkanausbrüche Gesteinsmaterial an die Oberfläche, schütteten es immer höher auf, bis schließlich eine Insel aus Lava entstand.
Die Entstehung Islands
Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich vor 20 Millionen Jahren in einem ähnlichen Prozess mehrere Vulkaninseln bildeten und allmählich zu einer einzigen, großen Insel zusammenwuchsen.

Eine Ausweitung nach Westen und Osten ist in den Jahrtausenden danach auf Schieb- und Druckprozesse der eurasischen und nordamerikanischen Kontinentalplatten zurückzuführen. Beleg dafür sind die in den Westfjorden und im Osten zu findenden ältesten Gesteine Islands.

Durch die stetige Förderung von Magma im Laufe der Erdgeschichte ist Island so zur größten Vulkaninsel der Erde mit einer Fläche von ca. 103.000 Quadratkilometern geworden.
Info: Wer hat Island entdeckt?
Es gibt Berichte aus dem 9. Jahrhundert über die Reise des Heiligen Brendan, den um 520. n. Chr. schlechtes Wetter nach Island verschlagen habe soll. Ob diese Berichte wirklich authentisch sind, ist allerdings fraglich.
Sicher ist jedoch, dass Island seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts immer wieder gezielt angefahren und teilweise für Monate von irischen Mönchen bewohnt wurde. Diese scheinen von den Färöern in kleinen, lederbespannten Booten übergesetzt zu haben.
Die Wikinger kommen
Im 9. Jahrhundert erschienen die ersten Wikinger in ihren hochseetüchtigen Schiffen an den Küsten Islands und trafen dort auf die irischen Mönche. Diese Begegnung wird von Ari Þorgilsson um das Jahr 1125 im „Íslendingabók“, dem ältesten bekannten Geschichtswerk Islands, beschrieben.

Dieser Überlieferung nach beginnt die permanente Besiedlung Islands mit Ingólfur Arnarson, einem norwegischen Wikinger, der mit seiner Familie nach Island kam. Im Jahr 870 n. Chr. verbrachte er seinen ersten Winter in Ingólfshöfði an der Südküste und ließ sich wahrscheinlich um 874 n. Chr. im heutigen Reykjavík nieder. Eine Statue von ihm befindet sich vor der Hallgrímskirkja in Reykjavík.
Zurück zur Entstehung Islands.
Wie die Plattentektonik Island beeinflusst
Durch den Atlantik verläuft in Nord-Süd-Richtung eine Dehnungszone, an der die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatten auseinanderdriften. Aus dem Erdinnern herausdringende Magma hat an dieser Zone den Mittelozeanischen Rücken, einen größtenteils untermeerisch verlaufenden Gebirgszug, gebildet. Nur an wenigen Stellen ragt dieses Gebirge über die Wasseroberfläche hinaus, dazu gehören die Insel Ascension, die Azoren und, als größte Insel, Island.

Die Plattenbewegungen, die sich an der Oberfläche als Spalten, Risse und verschobene Schollen abzeichnen, sind besonders im Þingvellir Nationalpark im Südwesten von Island zu sehen. Der Graben zwischen eurasischer und nordamerikanischer Kontinentalplatte weitet sich im Durchschnitt 2 Zentimeter pro Jahr, eine für geologische Verhältnisse sehr hohe Geschwindigkeit.
Island liegt auf einem Hotspot
Zusätzlich zur Lage auf dem Mittelozeanischen Rücken befindet sich Island auch noch auf einem „Hotspot“. Damit wird ein Gebiet mit besonders hoher Temperatur im Erdmantel bezeichnet. In Folge dieses Hotspots kommt es zusätzlich zum vermehrten Auftreten von Vulkanausbrüchen.

Die höheren Temperaturen, die durch aufsteigendes Material aus dem Erdinnern hervorgerufen werden, bedingen im oberen Erdmantel eine erhöhte Aufschmelzung, diese Schmelzen steigen dann aufgrund ihrer geringen Dichte leichter bis an die Oberfläche und verursachen dort Vulkanismus.
Vulkanische Phänomene
Quer über Island verlaufen, grob gesagt, drei aktive Vulkanzonen, in denen sich ganze Vulkansysteme aneinanderreihen.

Dort tritt Magma regelmäßig aus dem Erdinnern an die Erdoberfläche und bildet große Lavaflächen. Die seit nun zwei Jahren auftretenden Vulkanausbrüche auf der Halbinsel Reykjanes sind dafür ein gutes Beispiel. Mehr zu diesen Ausbrüchen findet ihr in unserem Blogbeitrag Vulkane in Island.
Island im Tertiär und Pleistozän
Über Jahrmillionen bildete sich durch den Vulkanismus also eine immer größere und dickere Schicht Lava, so wuchs Island stetig. Im Tertiär, das etwa 13 Millionen Jahre dauerte, war es in Island zunächst einige Grad wärmer als heute. Mammutbäume, Kiefern, Walnuss und Ahorn wuchsen in flachmoorartigen Landschaften, bis schließlich vor rund drei Millionen Jahren eine Klimaverschlechterung und eine Erkaltung einsetzten, der Beginn des Eiszeitalters (Pleistozän).

Island verschwand mehrmals fast vollständig unter Gletschern, aber der Vulkanismus nahm nicht ab. Während Vulkane im Tertiär eher flache, weite Lavaebenen schufen, bauten sich unter dem Eis des Pleistozäns steil aufragende Vulkane auf, die heute noch als Einzelberge oder Tafelberge ,wie die Herðubreið, das Landschaftsbild zum Beispiel im Hochland besonders prägen.
Das Klima bessert sich
Ca. 12.000 Jahre ist es her, dass sich die klimatischen Verhältnisse langsam verbesserten, sich die Gletscher zurückzogen und in den Westfjorden und im Osten tief eingeschnittene Fjordlandschaften hinterließen.

Parallel dazu verstärkte sich der Vulkanismus. Schildvulkane wie der Trölladyngja im nördlichen Hochland förderten gewaltige Lavamassen, aus dem Spaltengebiet der Veiðivötn floss vor 7.000 Jahren ein 150 Kilometer langer Lavastrom.
Weite Sander und eindrucksvolle Kliffs
Über die Jahrtausende wurde Islands Oberfläche aber nicht nur durch Gletscher und Vulkane geprägt.

Immer wieder überflutete das Meer ganze Landesteile, schufen Gletscherflüsse weite Schotterebenen. In einzelnen Küstengebieten im Süden haben tektonische Kräfte durch Hebung besondere Landschaften entstehen lassen: Wasserfälle wie der Seljalandsfoss oder der Skógafoss gehören dazu, deren Zuflüsse nicht mit der Einschneidung während der tektonischen Hebung mithalten konnten und deshalb so spektakulär über Kliffkanten fallen.

Beeindruckend sind auch die Kliffs zwischen Séljaland und Vík í Mýrdal, am prägnantesten ist wohl das 767 Meter hoch aufragende Massiv Lómagnúpur am westlichen Ende des Skeiðarársandur. Vor ein paar tausend Jahren brandete noch der Atlantik an diese Steilwände, die zu den höchsten in Island zählen.
Fazit:
Geologisch gesehen ist Island das jüngste Land Europas, aber die geologischen Prozesse gehen natürlich immer weiter, egal, ob Wikinger oder Reisende in Island unterwegs sind. Die einzigartigen Naturphänomene Feuer und Eis aus nächster Nähe zu erleben, macht die Faszination der Vulkaninsel unter dem Polarkreis aus.

Die starken Kontraste zwischen Winter und Sommer, die Farbkontraste zwischen saftigem Moosgrün und Lavaschwarz, die tiefeingeschnittenen Fjorde und Canyons, weiten Lavawüsten, Seen, Gletscher und Vulkane, Geysire und blühende Heiden machen Island zu einem einzigartigen Reiseziel, das man auf einer Rundreise mit einem Mietwagen erleben kann.
Wenn wir euch jetzt Lust auf mehr gemacht haben, dann könnt ihr mit uns zum Beispiel Islands Hochland aktiv erleben.
Mit uns könnt ihr aber auch Island im Allradcamper entdecken , und und wenn ihr gerne wandert, dann ist vielleicht unsere Wanderreise Island für Naturfreunde etwas für euch.
Bilder: Thomas Linkel (9), unsplash: Karsten Winegeart (2), Toby Elliott (2), Tetiana Grypachevska (1), Martin Sanchez, Rach Wang, Miha Rekar, Ruedi Haberli, Deborah Diem
Regelmäßig Updates über Island erhalten
Möchten Sie weitere Artikel über Island lesen und gut informiert bleiben? Dann abonnieren Sie einfach unseren Blog.
Wir informieren Sie regelmäßig über
- Feste
- Neuigkeiten
- Traditionen
- Reisetipps
- und Sonderangebote