Vor 100 Jahren, am 1. Dezember 1918, wurde Island unabhängig. An diesem Tag trat der Unionsvertrag in Kraft, der bereits am 17. Juli 1918 unterzeichnet worden war. Nach einer langjährigen Freiheitsbewegung erlangte Island, das jahrhundertelang „untrennbarer Teil des dänischen Staates war“, somit den offiziellen Status eines souveränen Staates.
1918: Ein gebeuteltes Land
Der 1. Dezember 1918 war historisch für Island, aber kein Tag, der allerorten ausgelassen und ausgedehnt zelebriert wurde: Denn als die Insel im Nordatlantik die Souveränität erlangte, beschlossen die Behörden, die offiziellen Feierlichkeiten in kleinem Rahmen abzuhalten – zu hart waren die Zeiten für die Bevölkerung: Der Winter 1917 auf 1918 war mit bis -36°C unerbittlich kalt gewesen und als der „große Frostwinter“ in die Geschichte eingegangen. Im Oktober 1918 brach der Vulkan Katla aus und spie drei Wochen lang Feuer und Asche, begleitet von Erdbeben, heftigen Ascheregen und Gletscherlauf. Zur gleichen Zeit erreichte die „Spanische Grippe“ Island und grassierte so stark unter den 90.000 Bewohnern, dass Ende November jeden Tag Dutzende Menschen beerdigt wurden. Stillstand und Trauer legten sich über das Land.
Ein bedeutender Moment für Island
Der Tag der Unabhängigkeit wurde daher bescheiden begangen, wie sich der isländische Literatur-Nobelpreisträger Halldór Laxness erinnert: Alle Menschen, die „nicht gestorben waren“, versammelten sich, „um die Selbstständigkeit zu feiern und das Regierungsgebäude anzublicken. Blasmusik spielte. Ein dänischer Offizier führte eine kleine Abteilung Marinesoldaten an, in der Hand eine isländische Flagge, die er am Regierungsgebäude hochzug zum Zeichen dafür, dass die Dänen uns dieses gottverlassene Land aushändigten; salutierte und marschierte mit seinen Soldaten zum Schiff.“ Am Grab von Jón Sigurðsson, einem der Vorkämpfer für Islands Souveränität, wurde zudem ein Kranz niedergelegt, in der Kathedrale in Reykjavík fand ein Feiergottesdienst statt, und das dänische Schiff Falk feuerte 21 Salutschüsse ab.
Zwar blieb der dänische König Christian X. durch eine Personalunion König von Island, doch Island erhielt eine eigene Flagge sowie ein eigenes Wappen, und Dänemark übernahm lediglich die Außenbeziehungen und Verteidigung der Insel. Erst am 17. Juni 1944 wurde Island jedoch endgültig eine unabhängige Republik: 97 Prozent der Bevölkerung stimmten für die Auflösung des Unionsvertrages und 95 Prozent für eine republikanische Verfassung war. Einen guten Überblick über die Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt zeigt folgendes Video:
Und 2018?
Im Jahr 2018 wurde und wird das Jubiläum der Souveränität ausgiebig gewürdigt – und ganze zwölf Monate gefeiert. Wir sagen ganz herzlich: Alles Gute zum Geburtstag, Republik Island! Til hamingju með afmælið!