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17. Juni – Islands Nationalfeiertag – Katla Travel

Der Weg zur Unabhängigkeit Islands am 17. Juni 1944 war lang, dabei fing es ganz vielversprechend an. Im Schnelldurchgang bis zum isländischen Nationalfeiertag.

„Ultima Thule“ nannte der griechische Geograf Pytheas von Massilia eine ganz weit im Norden liegende Insel, von dem ihm um das Jahr 325 v. Chr. auf seiner Forschungsreise in Britannien erzählt wurde. Ob es sich dabei wirklich um Island handelte, ist umstritten, möglich ist auch, dass Pytheas auf seiner abenteuerlichen Reise auf einer Insel in Norwegen strandete und das sein „Ultima Thule“ war. Sein Originalbericht jedenfalls ist verloren gegangen und erlaubt keine weitere Aufarbeitung.

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Atemberaubende Natur in Islands Hochland

Eine Insel ganz im Norden

Als „Ultima Thule“ oder nur „Thule“ kann für die damaligen Menschen aber auch einfach nur ein unwirtliches, lebensfeindliches Gebiet, das nördliche Ende der Welt, bezeichnet worden sein. Noch gab es also keinen Grund für einen isländischen Nationalfeiertag …

Wissenschaftlich gesichert ist, dass Island seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts immer wieder besucht und zumindest kurzzeitig bewohnt wurde. Es waren irische Mönche und norwegische Seefahrer, die sich im 9. Jahrhundert in Island trafen, davon berichtet Ari þorgilsson im „Íslendingabók“.

Alte Schrift, Íslendingabók, Island
Ausschnitt aus Ari þorgilssons „Íslendingabók“

In den folgenden Jahrhunderten wurde geliebt und gehasst, gesungen und gemordet, überlebt und gestorben. Vulkanausbrüche forderten immer wieder katastrophale Opferzahlen in der Bevölkerung und bei den Weidetieren, die Hungersnöte müssen schrecklich gewesen sein.

Während der Besiedlung bildeten sich kleine Siedlungen und sehr verstreut liegende Gehöfte. Es gab keine übergeordnete Struktur, jeder werkelte praktisch alleine und ungestört vor sich hin.

Lokale Godentümer entstehen

Allerdings bauten wohlhabendere Siedler oftmals einen Tempel, der von umliegenden Gehöften mitgenutzt wurde, wie es auch in Norwegen zu der Zeit Brauch war. Hatten die Tempelbesitzer oder Goden, Häuptlinge, zunächst nur mit der Huldigung der Götter zu tun, entwickelten sich in der Folge auch weltliche Ordnungsfunktionen, die die Goden übernahmen.

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Zum isländischen Nationalfeiertag wird die klassische Tracht aus dem Schrank geholt

Lokale Things wurden auf Bezirksebenen einberufen, es wurde Recht gesprochen und Gesetze gemeinsam verabschiedet. Zwangsläufig kam es zwischen den Bezirken und ihren Häuptlingen immer wieder zu Streitigkeiten, da die Gesetze oftmals unterschiedlich waren. Ein übergeordnetes Treffen mit einheitlicher Gesetzgebung musste her, deshalb wurde der Isländer Úlfjótur nach Norwegen geschickt, um sich dort gesetzestechnisch inspirieren zu lassen.

Das isländische Alþingi entsteht

Nach dreijährigem Studium kehrte dieser mit einer an isländische Verhältnisse angepassten Gesetzessammlung zurück, und die über das Land verstreuten Thingbezirke wurden zu einem Hauptthing zusammengeführt, dem Alþingi.
Der Ort des ersten gemeinsamen Parlaments waren die üppigen Grasflächen Þingvellir (Þingfelder) am See Þingvallavatn. 930 verkündete Úlfjótur dort zum ersten Mal isländisches Recht, und der erste isländische Freistaat wurde von der Godenversammlung gegründet.

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Blick über die Ebene von þingvellir

In Þingvellir kamen danach jedes Jahr die isländischen Häuptlinge, die Goden, zusammen, um über neue Gesetze zu verhandeln und Recht zu sprechen. Allerdings wurde Island schließlich auch von ausländischen Mächten ins Auge genommen. Die folgenden Jahrhunderte wurden ziemlich stürmisch, die Irrungen und Wirrungen sprengen allerdings den Rahmen.

Handel und Monopol

Geschichte fand also einfach statt, und viel später kontrollierte dann die deutsche Hanse bis zum Ende des 16. Jahrhunderts den Islandhandel, bis schließlich dänische Händler die Oberhand gewannen. Zwischen 1602 und 1787 galt ein dänisches Handelsmonopol, Island wurde ökonomisch ausgeplündert, aber auch das ist eine andere Geschichte.

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Auch in Reykjavík wurde der 17. Juni 1944 mit Zeremonien begangen

Naturkatastrophen suchen Island heim

Die Vulkanausbrüche von Katla (1755) und Hekla (1766) sowie mehrere große Erdbeben verwüsteten weite Teile von Südisland, und während Goethe an „Faust“ schrieb, brach im Jahr 1783 die Vulkanspalte Laki auf und spuckte eine unvorstellbar große Menge Lava aus, die sich vom Hochland bis in die Niederungen Südislands wälzte. Dieses Lavafeld ist das größte, das in historischer Zeit durch einen singulären Vulkanausbruch entstand. Schätzungsweise 9.000-10.000 isländischen Menschen kostete dieser Ausbruch das Leben.

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Naturkatastrophen wie z. B. Vulkanausbrüche gehören schon immer zu Island

Die Lage im Land muss damals so katastrophal gewesen sein, dass der dänische König erwog, Island komplett zu evakuieren. Auch wenn dann doch keine Evakuierung nach Dänemark stattfand, lockerte der König das Handelsmonopol, das schließlich 1854 ganz aufgehoben wurde, was eine langsame ökonomische Verbesserung für die IsländerInnen bedeutete.

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Die isländische Fahne wehte schon seit 1918 im Wind

Trotzdem war der dänische König nach wie vor das Staatsoberhaupt, auch wenn die IsländerInnen 1874 von ihm anlässlich der Feierlichkeiten zum tausendjährigen Jubiläum der Besiedlung Islands eine Verfassung überreicht bekamen. Die Freiheitsbewegung im Land wurde stärker, Island erhielt die finanzielle und legislative Hoheit, die Rechtsprechung wurde isländischen Gerichten übertragen, trotzdem mussten neue Gesetze dem dänischen König zur Zustimmung vorgelegt werden.

1918: Die isländische Nationalflagge wird eingeführt

1903 entschied das isländische Parlament, einen Minister für isländische Angelegenheiten wählen zu lassen. Hannes Hafstein, ein Politiker und Dichter, übernahm am 1. Februar 1904 dieses Amt. Im isländischen Parlament wurde 1915 das Frauenwahlrecht eingeführt, 1918 wurde die blau-weiß-rote Fahne als Nationalflagge eingeführt.

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Zeremonie am Nationalfeiertag vor der Statue von Jón Sigurðsson, Vorkämpfer für Islands Unabhängigkeit

Am 1. Dezember 1918 kam es zur Unterzeichnung eines Unionsvertrages mit Dänemark, der Island zu einem freien und unabhängigen Königreich erklärte. Nun war man mit Dänemark nur noch in einer Personalunion verbunden. In diesem Unionsvertrag wurde auch festgelegt, dass nach einer Frist von 25 Jahren beide Länder entscheiden sollten, ob sie den Vertrag verlängern wollten. Immer mehr Zuständigkeiten wurden nun von Isländern übernommen, im Vertrag war übrigens auch Islands Neutralität festgelegt.

Ausländische Truppenpräsenz in Island

Am 10. Mai 1940 landeten britische Truppen überraschend in Reykjavík, um die mögliche Besetzung durch deutsche Truppen zu verhindern. Die deutsche Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt in Dänemark einmarschiert, die Lage Islands mitten im Atlantik war auch für Deutschland von strategischer Bedeutung.

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Am 17. Juni 1944 war das Wetter in þingvellir schlecht, aber eine Blaskapelle durfte trotzdem nicht fehlen

1941 stimmte das isländische Parlament Alþingi einer Präsenz amerikanischer Truppen auf der Insel zu, die die Briten damit ablösten. Neben den Amerikanern wurden aber auch Soldaten aus Südafrika, Kanada, Polen, Großbritannien und Norwegen in Island stationiert. Bis zu 45.000 ausländische Soldaten lebten zeitweise in Island – und das bei einer Bevölkerungszahl von etwas über 120.000 IsländerInnen.

Das Alþingi wählt das erste Staatsoberhaupt

Da Dänemark von den Deutschen besetzt war, wurden alle noch verbliebenen Pflichten des dänischen Königs von Isländern übernommen. Im Jahr 1941 wählte das isländische Parlament Alþingi Sveinn Björnsson als isländisches Staatsoberhaupt.

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Jón Sigurðsson kämpfte viele Jahre für Islands Unabhängigkeit. Seine Statue steht heute vor dem isländischen Parlament in Reykjavík.

Der Unionsvertrag mit Dänemark lief 1943 aus und sollte ja eigentlich zunächst einer Prüfung zur Verlängerung unterzogen werden, allerdings hob das Alþingi den Vertrag mit Blick auf die Besatzung Dänemarks Anfang 1944 auf und machte den Weg zu einer Volksabstimmung frei.

Es ist so weit: Islands Nationalfeiertag am 17. Juni

97 Prozent aller IsländerInnen stimmten für eine Aufhebung des Unionsvertrags, und so kam es am 17. Juni 1944 in þingvellir an der historischen Stätte des Alþingi zur feierlichen Ausrufung der Republik Island. Erster Präsident wurde Sveinn Björnsson, der in der Übergangszeit bereits als Staatsoberhaupt gewirkt hatte. Seitdem wird in Island die Unabhängigkeit am 17. Juni begangen, „þjóðhátíðardagur“, Islands Nationalfeiertag.

Thingvellir, Zeremonie, Menschenmenge, 17. Juni 1944, Island
Tausende IsländerInnen waren nach þingvellir gekommen, um die Unabhängigkeit Islands zu begehen

Vielleicht interessiert ihr euch für einen Tagesausflug nach þingvellir, aber auch ein großer Teil unserer Island-Rundreisen haben den Golden Circle, zu dem þingvellir gehört, im Programm.

Fotos: Ljósmyndasafn Reykjavíkur / Reykjavík Museum of Photography (6, historische Bilder), visit reykjavík (2), Thomas Linkel (2), unsplash/Jonatan Pie

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