Im Juli 2020 bin ich für zwei Wochen nach Island geflogen, um meine Familie am See Mývatn zu besuchen. Vor der Reise hatte ich so gut wie keine Pläne gemacht und auch nicht an Langanes gedacht. In diesem doch so ungewöhnlichem Jahr war es mir vor allem wichtig, eine kleine Auszeit zu bekommen. Mir selbst eine erholsame Verschnaufpause in dieser seltsamen Corona-Zeit zu genehmigen.
Die zwei Wochen vergingen wie im Flug, und auch ohne im Voraus konstruierte Reisepläne war jeder Tag vollgepackt mit schönen und oft überraschenden Erlebnissen.
Ein Roman von dem isländischen Autor Ragnar Jónasson war zum Beispiel ein Auslöser für einen zweitägigen Ausflug mit meinen Eltern zur Halbinsel Langanes. Mein Vater hatte das Buch „Þorpið“ („Das Dorf“ – leider noch nicht auf Deutsch übersetzt) von Jónasson gelesen und war ziemlich beeindruckt. Der Handlungsort des Buchs ist das Dorf Skálar auf Langanes, wo mein Vater mit meiner Mutter und mir hinwollte.
Auszeit von Corona im Nordosten von Island
Langanes ist dünn besiedelt und liegt im Nordosten Islands. Die Halbinsel ist geprägt durch abgelegene Strandabschnitte mit weitgereistem Treibholz, dicht besiedelte Vogelfelsen, verlassene Bauernhöfe und eine raue, wilde Natur.
Früher haben hier mehr Menschen gewohnt, die sowohl von der Landwirtschaft als auch von der Fischerei gelebt haben. Von Skálar, das fast am Ende der Halbinsel liegt, musste man zum Beispiel nicht weit rudern, um gute Fischgründe zu erreichen. Hier haben sich die Menschen niedergelassen und von den Gaben des Landes gelebt. Es war sicherlich kein einfaches Leben, die Natur ist rau, das Wetter unbeständig und die Lage abgeschieden. Trotz alldem haben im Jahr 1924 immerhin 117 Menschen in Skálar gelebt. Während der Sommermonate hat sich die Einwohnerzahl sogar verdoppelt durch zugereiste Fischer, die von anderen Landesteilen, sogar anderen Ländern, gekommen sind.
Im Zweiten Weltkrieg hatte hier auch die amerikanische Armee eine Radarstation und verliehen dem kleinen Skálar einen Hauch von „internationalem Flair“.
Nach und nach jedoch sind die Menschen von Skálar weggezogen. Sie haben andere Orte gesucht, wo das Leben einfacher war, wo sie mehr Menschen um sich hatten und wo sie einen besseren Zugang zum modernen Komfort hatten.
Zur Ruhe kommen inmitten imposanter Natur
Zurückgeblieben sind Ruinen von Häusern und anderen menschlichen Bauwerken, halb bedeckt mit üppigem Gras und strahlend gelbem Löwenzahn. Bauwerke, die heute nur noch von scheuen Füchsen und tollkühnen Seevögeln bewohnt werden.
Die Zeit, die wir in Skálar verbracht haben, war faszinierend und auf eine unerklärliche Weise inspirierend: die imposante Natur, die Abgeschiedenheit, die Einsamkeit und die halb zerfallenen Ruinen, die an frühere und ganz andere Zeiten und Bedingungen erinnern.
Island schafft es einfach jedes Mal: Es bringt einem Ruhe. Man gewinnt einen bestimmten Abstand. Vom Alltag und all den tausend Dingen, die einem sonst durch den Kopf gehen. Man nimmt die Grundelemente wieder wahr. Lässt sich nicht durch schwirrende, irritierende Gedanken oder Umstände aus dem Gleichgewicht bringen. Man bekommt das Gefühl: „Alles ist möglich – Alles wird gut“. Oder wie die Isländer so oft sagen: ,,Þetta reddast!“
Die Insel ist einfach wie ein persönlicher „Restart-Knopf“ – sie macht den Kopf frei und offen für Neues. Für das Wesentliche.
Aldís Björnsdóttir
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