Die Hafenstadt Akureyri im Norden von Island bietet neben ihrer atemberaubenden Lage einiges an Kultur und Kunst und ist zudem eine perfekte Basis für weitere Highlights wie die Region Mývatn, den Wasserfall Gođafoss und den Diamond Circle.
Akureyri ist die größte Stadt im Norden von Island und liegt an der Ringstraße auf der Westseite des Eyjafjörđur im Schatten bis zu 1.000 Meter hoher Berge, die exzellente Wandermöglichkeiten bieten. Ihr könnt Stadt und Umgebung auf einer Rundreise entlang der Ringstraße besuchen oder ihr startet eure Reise nach einem kurzen Inlandsflug von Reykjavík nach Akureyri gleich im Norden.
Kaufleute gründen Akureyri
Im Jahr 1602 erwarben dänische Kaufleute das Handelsmonopol für das Gebiet. Aufgrund des steil abfallenden Ufers konnten die Handelsschiffe in Landnähe ankern, was die Be- und Entladung erleichterte. Mehr als 150 Jahre kamen die Kaufleute zu Frühlingsbeginn, öffneten ihre Kontore und verließen Island im Herbst wieder. Ein paar rudimentäre Holzhäuser am Strand, und auch die nur ein paar Monate im Jahr bewohnt, viel mehr gab es damals dort nicht.
Die Entwicklung kam zwar langsam in Gang, als ein königlicher Erlass anno 1777 von den Kaufleuten forderte, ihre Kontore über das gesamte Jahr hinweg zu öffnen. 1786 war die Einwohnerzahl auf 12 angestiegen und Akuryeri erhielt das Stadtrecht. Die dänischen Kaufleute hielten die isländische Konkurrenz trotzdem über Jahre klein, obwohl ihr Handelsmonopol gelockert wurde.
In der Folge stagnierte Akuryeri bis ins 19. Jahrhundert, um 1835 sollen etwa 110 Personen dort gelebt haben. Erst danach stieg die Einwohnerzahl durch den Zuzug von Arbeitern und Handwerkern an. 1901 zählte die Stadt 1.370 Bewohnerinnen und Bewohner.
Fischereihafen und Tourismus-Hotspot
Neues Bauland wurde durch Aufschüttung im Fjord geschaffen, und nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte Akuryeri als Fischereihafen große Bedeutung, denn die Lage im Norden von Island verkürzt die Anfahrt zu den Fanggründen im Europäischen Nordmeer. Heute ist die Stadt auch ein wichtiges Versorgungszentrum für Nordisland, Tourismusmagnet und Hub der Hightech-Industrie.
Die Einwohnerzahl von Akureyri wächst, in der Zwischenzeit leben dort mehr als 19.000 Menschen. Die Stadt ist umgeben von großartiger Natur, unzählige Wege zum Wandern, Mountainbiken und Langlaufen führen am Fjord entlang und in die umliegenden Berge und Hügel. In der Stadt hat sich eine beeindruckende Kunstszene gebildet, es gibt mehrere Museen und das große Kulturzentrum Menningarhusiđ direkt am Ufer des Eyjafjörđur.
Blick auf die Stadt
Wenn ihr das erste Mal nach Akureyri kommt, dann verschafft euch doch zunächst einen Überblick und steigt die Stufen zur Akureyrarkirkja hinauf.
Die 1940 geweihte Kirche steht auf einem Hügel über der Stadt, von dort oben blickt ihr auf den in der Morgensonne glitzernden Fjord, über die bunten Häuser der Altstadt, auf den Hafen mit seinen Kühlhäusern, Trawlern und Handelsschiffen, vorbei am Menningarhusiđ und bis zum auf einer aufgeschütteten Insel liegenden Flughafen.
Pflanzenvielfalt im Botanischen Garten
Von der Akureyrakirkja nur wenige Minuten Fußweg entfernt liegt Lystigarđur, der Botanische Garten.
Begünstigt durch das Mikroklima des Eyjafjörđur wachsen dort über 6.000 ausländische, vor allem aus Polargebieten und Hochgebirgen stammende und 430 einheimische Pflanzenarten. Beschattet von ausladenden Bäumen und Blumenbeeten könntet ihr euch einen Cappuccino im Café Laut gönnen.
Geschichte und Sehenswürdigkeiten satt
Wenn ihr vom Lystigarđur den Hügel hinuntergeht, stoßt ihr auf das Akureyri Museum. In den Ausstellungsräumen des Heimatmuseums findet ihr viele historische Fotografien und Exponate, die sich mit der Besiedlungsgeschichte der Hafenstadt bis zurück in die Zeit der Wikinger beschäftigen. Der Garten am Museum lädt zu einer Pause ein, nach der ihr zum Nonni-Haus nebenan gehen solltet.
Das Haus von Nonni
Das „Nonnahús“ stammt aus dem Jahr 1853 und ist damit eines der ältesten Gebäude der Stadt.
In diesem von Wind und Wetter beinahe schwarz gebeiztem Holzhaus wuchs der Schriftsteller und Jesuitenpater Jón Sveinsson auf, der sich später den Künstlernamen Nonni gab und in Deutschland v.a. durch die Fernsehserie „Nonni und Manni“ bekannt geworden ist. Seine Erinnerungen an seine Kindheit in Akuryeri und im Eyjafjörđur dienten als Vorlage für Geschichten, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden.
Kunstmuseum oder Wale beobachten?
Wenn ihr euch nun nach Norden wendet, könnt ihr entweder das nur ein paar Meter entfernte Spielzeugmuseum von Akureyri besuchen oder am See Leirutjörn entlangspazieren, auf dem fast immer Schwäne zu beobachten sind. Geht ihr die Straße direkt am Spielzeugmuseum weiter, passiert ihr hübsche, bunt gestrichene Häuschen, manche von ihnen über 130 Jahre alt.
An der Ecke zur Kaupvangsstræti müsst ihr euch entscheiden, ob ihr bergauf zum Akureyri Art Museum oder am Fjord entlang zu den Walbeobachtungsbooten im Hafen geht.
Bauhaus in Akureyri
Das außen weiß gestrichene Kunstmuseum entstand ab 1993 in den Gebäuden einer Molkerei. Die Architektur ist vom Bauhaus beeinflusst, in 12 teils lichtdurchfluteten Sälen werden einheimische und internationale KünstlerInnen ausgestellt, neben Ateliers und Workshops gibt es auch ein Museums-Café.
Wenn ihr ausreichend Kunst getankt habt, dann schlendert doch zurück zum Fjordufer. Direkt am Wasser erhebt sich das Kulturzentrum Hof (Menningarhúsið) wie ein monolithischer, runder Block, dessen architektonische Hülle säulenförmiges Basaltgestein aufnimmt.
Das Kulturzentrum Hof bietet rund um das Jahr eine große Auswahl an kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen, Konzerten und Konferenzen an. Im Café könnt ihr entweder unter der großen Rotunde sitzen oder bei gutem Wetter draußen direkt über dem Wasser. Nur wenige Meter entfernt sind die Anlegestege für die Walbeobachtungstouren auf dem Eyjafjörđur.
Shopping in der Fußgängerzone von Akureyri
Wenn euch mehr nach Shopping ist, dann wendet euch zurück zur Stadt. Vermutlich fallen euch die Ampeln mit dem herzförmigen roten Licht auf, bevor ihr die Fußgängerzone erreicht. Und dann nehmt euch Zeit und schlendert durch die Hafnarstræti.
Dort findet ihr Boutiquen, Souvenirshops, Buchgeschäfte, Eisbuden, Hot-Dog-Stände, Hotels, Cafés, Bars und Restaurants. Voll wird es in der Hafnarstræti nur, wenn ein Kreuzfahrtschiff im Hafen angelegt hat, an den anderen Tagen ist die Stimmung tiefenentspannt.
Im Ferienhaus bei Akureyri
Vielleicht habt ihr Akureyri ja als Basis für den Norden ausgesucht, schließlich findet ihr dort B&Bs, eine Jugendherberge und Hotels. Optimalerweise habt ihr euch für einen Ferienhausurlaub in Nordisland entschieden und wohnt in einem Ferienhaus auf der gegenüberliegenden Fjordseite mit privatem Hotpot und Blick auf die Stadt.
Wenn ihr also einige Tage in Akureyri seid, dann solltet ihr unbedingt auch außerhalb der Stadt unterwegs sein, die Möglichkeiten an Aktivitäten und Ausflüge sind vielfältig.
Sportliche Aktivitäten in Akureyri
Wie wäre es mit einer Runde Golf auf dem Platz oberhalb der Stadt? Dort, auf dem nördlichsten 18-Loch-Golfplatz der Welt, finden jährlich zur Zeit der Mitternachtssonne die Arctic Open statt, übrigens für Profis und Amateure. Hättet ihr das gedacht? Golfen unter der Mitternachtssonne in Nordisland ist also auch möglich!
Ein schönes Wandergebiet beginnt direkt hinter dem westlichen Ortsausgang, dort hat die Stadt Wanderwege durch das Tal der Glerá und in die umliegenden Berge angelegt. Je nach Interesse und Fitness könnt ihr eher gemütliche Touren unternehmen oder anstrengende und technisch herausfordernde auf die zum Teil über 1.600 Meter hoch aufragenden Berge.
Skifahren und Langlaufen in Akureyri
Solltet ihr im Winter unterwegs sein und Lust auf Skifahren haben, dann nutzt unbedingt die Lifte am Berg Hlíðarfjall, nur fünf Kilometer oberhalb der Stadt.
Die 24 Pisten reichen von 500 bis 1.000 Meter über Meereshöhe, in einem guten Winter sind die sieben Lifte von Dezember bis April geöffnet. An der Talstation könnt ihr nicht nur Tickets kaufen, sondern euch Ski- und Snowboardausrüstung ausleihen.
Am Berg Hlíðarfjall gibt es aber auch verschiedenen Loipen, die durch vegetationslose Landschaft führen und von denen sogar 3,5 Kilometer beleuchtet sind.
Polarlichter über der Stadt
Wofür Akureyri auch bekannt ist, sind die Polarlichter, die zwischen Ende September und Anfang April die Nächte magisch machen. Die nördliche Lage verbessert die Chancen, das Himmelsphänomen zu sehen, klare Nächte vorausgesetzt.
Im privaten Hotpot oder dick eingepackt auf der Terrasse des Ferienhauses sitzen und die psychedelische Farbspiele am Himmel zu beobachten, dürftet ihr nie wieder vergessen. Damit ihr das farbenmächtige Spektakel auch fotografisch festhalten könnt, haben wir euch die besten Tipps rund um Polarlichter fotografieren in einem eigenen Beitrag zusammengestellt.
Reitabenteuer im Norden
Wie wäre es mit einer Reittour? Skagafjörđur, das größte Pferdezuchtgebiet Islands, liegt nur 80 Kilometer entfernt Richtung Westen. Auf mehreren Höfen könnt ihr an Reittouren teilnehmen, je nach Können werden kurze, einfache Ausritte für AnfägerInnen angeboten, für Pros aber auch Touren, die mehrere Stunden dauern.
Highlight Pferdeabtrieb
Für alle, die sehr fest im Sattel sitzen, gibt es ein ganz besonderes Erlebnis: Bei der Tour „Reitabenteuer – Pferdeabtrieb in Islands Norden“ habt ihr die Möglichkeit, beim Pferdeabtrieb mit dabei zu sein.
Whale Watching in Húsavík
Die Gewässer nördlich von Island sind sehr nährstoffreich, das zieht einerseits Tausende Seevögel wie die Papageientaucher, aber auch Wale an. Diese beeindruckenden Meeressäuger könnt ihr auf einer Tour ab Akureyri erleben; Wenn ihr aber etwas weiter im Norden Richtung Mývatn unterwegs seid, dann bietet sich eine Walbeobachtung ab Húsavík an.
Die Ausfahrten dauern etwa drei Stunden, und mit über 90-prozentiger Sicherheit werdet ihr Wale zu Gesicht bekommen. In der Skjálfandi-Bucht vor Húsavík ziehen Schweinswale vorbei, aber auch Orcas und Buckelwale.
Da es an Bord oft empfindlich kalt wird, empfehlen wir euch, die dicken Overalls anzuziehen, die auf den Walbeobachtungsbooten zur Verfügung gestellt werden, denn gemütlich warm eingepackt macht der Ausflug zu den Walen gleich noch mehr Spaß.
Wenn ihr schon nördlich von Akureyri bei Húsavík unterwegs seid, dann fahrt doch noch ein wenig den Diamond Circle entlang.
Das ist ein 250 Kilometer langer Rundweg in Nordisland, der einige der atemberaubendsten Landschaften und Sehenswürdigkeiten vereint. Dazu gehören die Wasserfälle Gođafoss und Dettifoss, das Tal von Ásbyrgi und natürlich der See Mývatn.
Spektakulär: Vom Mývatn ins Hochland
Ihr wollt das nördliche Hochland erleben, habt aber nur einen normalen PKW gemietet?
Dann besteht die Möglichkeit, vom Mývatn aus auf einer geführten Tour die 50 Quadratkilometer große Caldera Askja, das zerklüftete Vulkanmassiv der Dyngjufjöll und die Oase von Herðubreiðarlindir am Fuß des majestätischen Tafelvulkan Herðubreið, hautnah zu erleben.
Eisskulpturen in der Lavahöhle
Vom Mývatn aus könnt ihr auch die geführte „Lofthellir Ice Cave Tour“ unternehmen. Dabei wandert ihr mit einem Guide zwischen bizarren Lavaformationen zur imposanten Kraterreihe Lúdentarborgir und steigt schließlich in die mit Eisskulpturen gefüllte Lavahöhle Lofthellir hinab.
Ausklang im Schwimmbad
Nach all den Abenteuern und Erlebnissen entspannt ihr am besten im privaten Hotpot eures Ferienhauses oder besucht ein Schwimmbad in Akuryeri. Wie in allen anderen öffentlichen Bädern Islands könnt ihr dort in einem der heißen Pötte sitzen und bei 40 Grad Wassertemperatur den Tag Revue passieren lassen.
Etwas exklusiver geht es in der Forest Lagoon zu. Das 2022 neu eröffnete Bad liegt umgeben von Birken und Kiefern am Fjordhang mit Blick auf Akureyri. Am Abend, wenn die Lichter der Stadt angehen und der Wind in den Baumwipfeln rauscht, entfaltet sich eine magische Stimmung, die noch lange nachhallt.
Fotos: Thomas Linkel (11), Carina Pilz (3), North Iceland Tourism (5), unsplash: Marek Piwnicki (2), flickr: Jon Stefansson, puffin11k
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