Rúgbrauð wird in Island in der Erde gebacken und mit Butter und Fisch belegt.

Was ist eigentlich … Hverarúgbrauð?

Nach einer Woche rund um die Askja ist es Zeit, die Vorräte aufzufüllen. Ich habe Appetit auf frisches Brot und geräucherte Forellen. Beides gibt es am Mývatn bei Kolbrún Ívarsdóttir, und bis dahin sind es fünf Stunden über Stock und Stein. Einfach macht es Island einem selten, aber schon die Fahrt dorthin ist beeindruckend. Die Piste umrundet graue Schotterhügel, quert kleinere Flussläufe, an deren Ufern große Stauden Engelwurz wachsen, und führt an den Steilhängen des Tafelvulkan Herðubreið vorbei, bis sie schließlich auf die Ringstraße „Hringvegur“ stößt. 30 Kilometer später rolle ich über den Pass Námaskarð und blicke über eine Ebene auf den Mývatn. Dort habe ich mich mit Kolbrún verabredet.

Heiße Quellen am Myvatn

Es zischt. Und brodelt. Kalter Nordwind pustet heiße Dampfschwaden um unsere Beine. Im Boden vor uns befinden sich mehrere Löcher, die mit Holz- oder Metalldeckeln verschlossen sind, Lavasteine bewahren diese vor dem Wegfliegen. „Bjarnarflag“, „Bärenacker“, wird das karge Fleckchen in der Nähe des Ortes Reykjahlíð von den Einheimischen genannt, obwohl hier niemals Bären gelebt haben. Dafür brodelt die Erde im Inneren, die Magmakammern des Vulkans Krafla befinden sich direkt unter uns, lassen Grundwasser verdampfen und ermöglichen es, mit diesem Dampf Brot zu backen.

Isländisches Rúgbrauð selber backen und mit Butter und Fisch belegen
Rúgbrauð wird in Island in der heißen Erde gebacken.

Kolbrún streift sich dicke Kochhandschuhe über, bevor sie einen Deckel beiseiteschiebt und aus dem Erdofen eine verblichene Jeanseinkaufstasche holt. Für Sekunden verschwindet sie im aufsteigenden Dampf, dann öffnet sie die Tasche und holt mehrere Brote heraus, deren dunklen Teig sie einen Tag zuvor in leere Milch-Tetrapacks gefüllt und danach in der Erde versenkt hatte. Die Jeanstasche nutzt sie, weil normale Baumwollbeutel nach einigen Monaten verschlissen sind, aber der Jeansstoff der Hitzedampftortur vier Jahre widersteht.

Die Isländerin Kolbrún belegt das frisch gebackene Rúgbrauð mit Butter und Fisch

Das beste Brot Islands

Auf einem kleinen Tisch schneidet sie das heiße, etwas süßlich schmeckende Brot mit einer Art Laubsäge, nur eben für Brot, die ihr Großvater für ihre Mutter anfertigte. „Isländische Handarbeit, funktioniert noch immer und der feuchte Brotteig bleibt nicht an der Säge hängen“, erklärt sie und streicht gesalzene Butter auf die Scheiben. Als Topping kommt Räucherlachs zum Einsatz. „Brot aus der Hölle“ sagt Kolbrún, „verflucht gut, lass es dir schmecken!“

Hverarúgbrauð (dunkles Brot, in der Erde gebacken) gibt es im Handcrafts Market in Reykjahlíð an der Hauptstraße direkt neben der Tankstelle.

Wer Rúgbrauð einfach einmal selber backen möchte, der findet ein Rezept auf der Seite von Islandfankochbuch. Wir haben das Rezept selbst ausprobiert und es ist eine leckere Variante entstanden, die ganz Nahe an das Original reicht.

Der Norden Islands bietet eine große Vielzahl von tollen Ausflugsmöglichkeiten. Hier findet man Informationen zum Gebiet rund um Mývatn.