Starke Isländerinnen und ihr Geheimnis: Ein Buchtipp zum Weltfrauentag – Katla Travel

Sind Isländerinnen und Isländer Vorreiter in Sachen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau? Laut „Global Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums lautet die Antwort ja: 2023 war Island sogar zum 14. Mal in Folge auf Platz 1 der Liste jener Länder, in denen die Geschlechtergerechtigkeit besonders groß ist. Aber warum ist das so? Islands First Lady, Eliza Reid, geht dieser Frage in ihrem informativen wie unterhaltsamen Buch „Das Geheimnis der Sprakkar“ nach.

“Sprakkar” – das ist eine altisländische Bezeichnung für außergewöhnliche Frauen, aber das wusste Eliza Reid, gebürtige Kanadierin, noch nicht, als sie am 19. August 2003 in Island landete. Sie sprach kein Isländisch, aber sie war gekommen, um zu bleiben: Fünf Jahre zuvor hatte sie in Oxford den Geschichtsstudenten Guðni Th. Jóhannesson kennen und lieben gelernt und war entschlossen, mit ihm in seinem Heimatland eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Seitdem ist im Leben von Eliza Reid einiges passiert: Sie heiratete Guðni, arbeitete als Journalistin für zahlreiche isländische Publikationen, bekam vier Kinder, gründete den jährlichen Iceland Writers Retreat ­ – und dann war da noch der geringfügige Umstand, dass ihr Mann 2016 Staatspräsident und Eliza dadurch First Lady von Island wurde.

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Hat als “Zugereiste” und Frau des isländischen Staatspräsidenten einen ganz besonderen Blick auf die Isländerinnen: Eliza Reid (Foto: Inspired by Iceland)

Ein besonderer Blick auf die Isländerinnen

Seitdem engagiert sich Eliza Reid für viele wohltätige Zwecke; vor allem aber setzt sie sich lautstark für Frauenrechte nicht nur in ihrer zweiten Heimat Island ein und hat dem Thema mit „Das Geheimnis der Sprakkar“ sogar ein ganzes Buch gewidmet. Warum von der Gleichberechtigung der Geschlechter generell alle, nicht nur die Frauen, profitieren können, beschreibt sie im ersten Kapitel so: „Eine Studie nach der anderen belegt, dass eine Gesellschaft umso glücklicher ist, die Lebenserwartung umso stärker steigt und es mehr Wohlstand für alle Bürger gibt, je gleichberechtigter die Geschlechter sind.“

Islands First Lady Eliza Reid
Auch in München hat Eliza Reid, hier beim Festival “Taste Of Iceland”, schon über ihr Buch und die starken Isländerinnen gesprochen

Frauen-Paradies Island? So einfach ist es nicht

Und zumindest nach der Einschätzung des Weltwirtschaftsforums ist Island seit Jahren internationaler Spitzenreiter, wenn es darum geht, den sogenannten Gender-Gap in den Bereichen bezahlte Arbeit, Bildung, Gesundheit und Politik zu schließen: Island hat die weltweit höchste Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt, alleinerziehende Isländerinnen sind wenig bis gar nicht stigmatisiert, 2009 hatte Island die erste lesbische Regierungschefin und, und, und. Leben Isländerinnen also im Paradies? Nein, sagt Reid: Auch in Island gebe es noch viel zu tun, das Patriachart sei stark verwurzelt, weswegen ja auch rund 100.000 Isländerinnen (also fast die Hälfte der weiblichen Bevölkerung) im Oktober 2023 für 48 Stunden gestreikt hätten, um auf Misstände aufmerksam zu machen.

Auch in Island ist es zur Gleichberechtigung noch ein weiter Weg
Der Weg zur Gleichberechtigung ist weit – auch die Isländerinnen sind noch nicht am Ziel

Und trotzdem kann Island als Vorbild gelten beim Weg zur Geschlechtergerechtigkeit. Um das zu illustrieren, präsentiert Reid in ihrem Buch nicht nur Zahlen und Fakten, beschreibt nicht nur die vorteilhaften Regelungen für Alleinerziehende und die staatlich subventionierte Kinderbetreuung in Island. Das Herzstück ihres Buches sind die wunderbaren Begegnungen und Gespräche mit fast 40 modernen “Sprakkar”, also starken Isländerinnen der Gegenwart.

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Isländerinnen und ihr Zusammenhalt untereinander sind ebenfalls Thema des Buches

Starke Isländerinnen: Von der Influencerin bis zur Farmerin

Unter den Isländerinnen, die Reid zum Gespräch bittet, sind einerseits Politikerinnen, Fernsehmoderatorinnen oder Influencerinnen, aber auch viele “ganz normale” Frauen, die vor allem innerhalb ihrer privaten Freundeskreise als stark bekannt sind. Reid trifft eine Abgeordnete, die während einer Rede im isländischen Parlament ihr Baby stillte und damit eine nationale Debatte entfachte. Sie trifft aber auch Extremsportlerinnen, Unternehmerinnen und Künstlerinnen, eine Farmerin, die Kapitänin eines Fischerbootes, die Bewohnerin eines Frauenhauses und viele mehr. Anhand dieser Begegnungen, die sie immer wieder verwebt mit ihren eigenen Erfahrungen als “Zugezogene”, erkundet Reid, warum in Island Gleichberechtigung in Island näher ist als in den meisten anderen Ländern und warum die Isländerinnen in nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen präsent sind.

Isländerinne aus der Saga-Zeit kommen in "Das Geheimnus der Sprakka" ebenfalls zu Wort
Neben den modernen Isländerinnen kommen auch immer wieder starke Damen aus der Saga-Zeit zu Wort

“Das Geheimnis der Sprakkar” ist keine trockene wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein lebendiges, informatives, humorvolles und sehr authentisches Porträt der isländischen Gesellschaft – vor allem der weiblichen Gesellschaft natürlich. Die Lektüre des Buches, so hat Reid in einem Interview gesagt, solle sich so anfühlen, als würde man sich bei einem Glas Wein mit ihr und anderen Frauen über Isländerinnen unterhalten. Das ist ihr hervorragend gelungen – Prost und viel Spaß bei der Lektüre!

 

Eliza Reid: Das Geheimnis der Sprakkar: Isländische Frauen und wie sie die Welt verändern, btb, 320 Seiten

 

Fotos: Heidi Keller (3), Inspired by Iceland, Thomas Linkel, Julentto Photography,

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