Wellness auf Isländisch: Baden und Schwimmen unter freiem Himmel – Katla Travel

Wer schwimmen mag und/oder sich gerne im Wasser aufhält, wird Island lieben. Denn wenn es etwas in Island reichlich gibt, dann ist das Wasser. Heißes Wasser, warmes Wasser, kühles Wasser, eiskaltes Wasser, Wasser im See, im Fluss, im Bach, im Hot Pot, im Schwimmbad. Bei unserer letzten Reise sind wir einfach mal überall reingesprungen, wo Wasser uns gelockt hat – außer in Geysire natürlich.

In München, das wir vor knapp 20 Stunden in T-Shirt und leichter Hose verlassen haben, herrschen spätsommerliche 26 Grad – hier am Ufer des Kleifarvatn auf der Halbinsel Reykjanes, 25 Kilometer entfernt von Reykjavík, ist es jetzt, Ende September, ziemlich kalt. Zwei, drei, höchstens vier Grad, aber es ist auszuhalten mit dicker Mütze, Fleece- und Softshell-Jacke.

Schwimmen, Island, See, Kleifarvatn, Reykjanes
Vor Sonnenaufgang am Kleifarvatn auf der Halbinsel Reykjanes

Kurz mal in den Kleifarvatn …

Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, die moosbedeckten Lavafelsen und Tufformationen liegen im Dunkeln wie schlafende Ungeheuer, nichts ist zu hören außer dem Wind, der mit kühler Hand unsere Kapuzen streichelt. Wir sind hier, um Fotos zu machen, von Sonnenaufgang und schöner Morgenstimmung, aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir um 5.30 unser Hotel in Hafnarfjörður verlassen haben und die zehn Kilometer hierher gefahren sind.

Schwimmen, Island, See Kleifarvatn
Ungeheuer schön: Der Kleifarvatn am frühen Morgen

Schwimmen mit dem Riesenwurm?

Apropos Ungeheuer: Der Legende nach lebt hier im Kleifarvatn, der mit 97 Metern einer der tiefsten Seen in ganz Island ist, ein Seeungeheuer, das einem Riesenwurm ähnelt. Hm. Und im Krimi „Kältezone“ (im Original: Kleifarvatn) vom isländischen Bestseller-Autor Arnaldur Indriðason führt das Absinken des Wasserspiegels zum Fund einer Jahrzehnte davor versenkten Leiche – auch keine schöne Vorstellung. Aber an der Stelle am südlichen Ufer, wo wir schließlich aus den Schuhen schlüpfen und die Handtücher auf den Boden legen, wo sich kleine Wellen an Land schieben, werden schon kein See-Wurm oder anderes Ungemach lauern – hier wollen wir nämlich schwimmen gehen. Beziehungsweise kurz eintauchen in das Wasser, das sicher nicht viel wärmer als die Außentemperatur ist.

Schwimmen, Island, Kleifarvatn
„Strand ist ungeheuer-frei, du kannst kommen!”

Kaltes Wasser? Tief atmen und cool bleiben!

Es wird kälter mit jeder Schicht, aus der wir uns schälen, und dann würden wir alles am liebsten ganz schnell hinter uns bringen, als wir nur noch Badeklamotten tragen, weil der Wind nun doch sehr unangenehm ist. Aber einmal kurz innehalten, tief durchschnaufen und mit ruhigem Atem zu starten, ist ungemein wichtig. Dann die ersten Schritte im See, es wird nur langsam tiefer, das Wasser ist eiskalt und fühlt sich an wie Nadelstiche, aber es ist trotzdem noch auszuhalten, richtig unangenehm wird es, wir kennen es alle, spätestens ab dem Bauchbereich.

Schwimmen, Island, Eisbaden, See, Reykjanes
Bei zweistelligen Wassertemperaturen sind ein paar Sekunden im Wasser absolut ausreichend

Auch jetzt gilt: Ruhig atmen und dann langsam eintauchen bis zum Kinn, ein paar Sekunden reichen, das ist hier kein Wettbewerb. Gerade Anfänger im „Genre Kaltbaden“ sollten sich an folgende Faustregel halten: Die Wassertemperatur gibt die Dauer des Aufenthalts vor, bei 4 Grad Wassertemperatur reichen vier Sekunden für den Anfang also völlig aus.

Wichtig: Warm anziehen danach!

Das Rauskommen an Land und das Anziehen sind (vor allem bei sehr niedrigen Temperaturen und Wind)  – das werden wir in den folgenden Tagen immer wieder feststellen – eigentlich eine größere Herausforderung als das Abtauchen im Wasser. Sich auf einem Bein stehend die flatternde, widerspenstige Hose anzuziehen, während der Wind die ohnehin schon klamme Haut wie ein eiskalter Fön anweht – das ist nicht schön. Deswegen darf es hier dann anders als beim Reingehen auch so schnell wie möglich gehen. Und sehr wichtig: Das Zwiebelprinzip, nach dem man sich im herbstlichen Island ja eigentlich immer kleiden sollte, gilt nach dem Baden in kaltem Wasser natürlich erst recht: Leggings oder lange (wollene) Unterhose, Softshell-Hose, langärmeliges (wollenes) Hemd, Softshell-Jacke, Hardshell-Jacke, Mütze, Handschuhe.

Schwimmen, Island, Kleifarvatn, See
Wichtig nach dem kalten Bad: richtig warm und nach dem Zwiebelprinzip anziehen!

Kalt schwimmen: Kostenloser Energiekick

Warum das Ganze? Das ist an dieser Stelle eine berechtigte Frage, aber es ist ganz einfach: Baden und Schwimmen in (sehr) kaltem Wasser kostet zwar Überwindung, ist aber nicht so extrem wie Eisbaden und sorgt dennoch für einen kostenlosen Endorphin-Kick, für den man keinen Termin in einer überteuerten Cryo Chamber braucht. Die gesundheitlichen Vorteile des Kalt- oder Eisbadens sind hinlänglich erörtert, eines ist allerdings absolut wichtig: Bei Herz-Kreislauf-Problemen und/oder Gefäßerkrankungen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, bevor man sich in das kalte Nass begibt! Und mit akuter Erkältung sollte man auch besser am Ufer bleiben.

Island, Schwimmen, See, Kleifarvatn
Dick eingepackt und mit Morgensonne im Gesicht

Wir sind jedenfalls zufrieden und stolz, als wir dick eingemummelt zurück Richtung Auto gehen. Die Haut prickelt angenehm nach, ist rosig und gut durchblutet, die Müdigkeit wie weggeblasen. Die Sonne hat es mittlerweile über die Hügel geschafft und taucht den See und die umliegende Landschaft in ein rötliches Licht, vom nahen Hochthermalgebiet von Krýsuvík steigen Schwefelwolken auf, über uns am Himmel ziehen Scharen von Wildgänsen. Der Tag hat gut begonnen.

Island, Hochthermalgebiet, Krýsuvík
Definitiv ist hier am Hochthermalgebiet von Krýsuvík das Wasser wärmer als im Kleifarvatn. Definitiv sollte man hier aber niemals baden gehen!

Baden mit Gletscherblick am Lómagnúpur

Unsere Reise führt uns dieses Mal vom Süden von Island nach Egilsstadir im Osten. Weil unser dortiges Ferienhaus erst in einigen Tagen frei ist, fahren wir in Etappen dorthin und zelten ein paar Mal. Und weil ein idealer Zeltplatz auch immer eine natürliche Wasserquelle umfasst, baden wir auch an fast jeder Station. Zum Beispiel am Fuße des Lómagnúpur, jenem langgestreckten Bergrücken, dessen vorderste Klippen mit 670 Metern die höchsten in ganz Island sind.

Schwimmen, Island, Südisland
Absolut prächtig: Die Umgebung rund um den Lómagnúpur

Der imposante Berg ist weithin von der Ringstraße aus sichtbar – unser Zeltplatz ein paar Kilometer landeinwärts jedoch nicht. Hier stürzt ein Wasserfall die schroffen Wände des Lómagnúpur nach unten, ein Bach mit unterschiedlich tiefen Gumpen schlängelt sich ganz nah an unserem Zelt vorbei. Hier tauchen wir morgens mit Blick auf den atemberaubenden Gletscher Skeiðarárjökull kurz ein (schwimmen wäre zu viel gesagt) – und sind nach einer windumtosten und etwas unruhigen Nacht erfrischt und fit für die Weiterfahrt und alle Vorhaben des Tages.

Lässig abtauchen im Lagarfljót

Die Landschaft rund im Egilsstaðir in Ostisland empfängt uns bunt und in absoluter Herbstpracht: Die Bäume des Hallormstaðaskógur, Islands größtem Wald, leuchten in den schönsten Gelb-, Rot- und Orangetönen. Inmitten der farbenfrohen, sanft geschwungenen Hügel streckt sich 35 Kilometer lang der Lagarfljót, einer der größten Seen von Island. Auch in ihm lebt der Legende nach ein Riesenwurm, der angeblich der Cousin vom schottischen See-Moster Nessie ist, aber der Lagarfljót bietet ja ausreichend Platz für alle zum schwimmen, baden, angeln, monstern etc.

Schwimmen, island, See, Lagarflót
Der Lagarfljót inmitten herbstlicher Pracht

In den Lagarfljót, an dessen Ufern sich zahlreiche hübsche Buchten befinden, tauchen wir täglich ein – an schwimmen ist wegen der kalten Temperaturen auch hier nicht zu denken, dafür bräuchte es einen Neopren-Anzug. Einmal ist es so neblig, dass man das gegenüberliegende Ufer nicht sieht, ein anderes Mal sind Wind und Wellengang so stark, dass man sich am Atlantik wähnt, aber wir ziehen durch, es sind ja insgesamt immer nur wenige Minuten, die man gut in seine herbstlichen Tagesaktivitäten integrieren kann.

Schwimmen, Island, See, Lagarflót Ostisland
In den Lagarfljót bei Wind und Wellen

Unterwegs im und am Úlfljótsvatn

Nach einigen Tagen Ostisland geht unsere Reise zurück in den Süden von Island in unser Ferienhaus ganz in der Nähe des Golden Circle. Das absolute See-Highlight in dieser Gegend ist natürlich der Þingvallavatn, mit 84 Quadratkilometern der größte natürliche See von Island, aber wir steuern für unser tägliches Erfrischungserlebnis stattdessen den gut zehn Kilometer entfernten Úlfljótsvatn an. Nach dem ersten Eintauchen fahren wir noch kurz zur Úlfljótsvatnkirkja, die auf einer Anhöhe über dem See liegt, dann, weil wir so erfrischt sind, weiter zum Nationalpark Thingvellir, zum Gullfoss und zum Geysir.

Schwimmen, Island, Úlfljótsvatn, See
Kirche am See-Ufer: Nach dem Baden besuchen wir noch die Úlfljótsvatnkirkja

Am dritten Morgen, den wir am Úlfljótsvatn baden gehen, sind die Gipfel der umliegenden Berge plötzlich schneebedeckt, das Gras am Ufer ist gefroren und knirscht unter unseren Schritten, die mit Raureif bedeckten Zweige der Weidenbüsche glitzern in der Sonne. Eine Vorgeschmack darauf, wie wunderschön es in Island im Winter ist.

Schwimmen, See, Island, Winter
Okay, das Eis am Ufer des Úlfljótsvatn war herausfordernd – aber wir waren trotzdem drin!
Schwimmen, Island, See, Südisland
Schnee auf den Hügeln! Jetzt heißt es: Besonders schnell anziehen nach dem Kaltbaden!

Wir können auch warm! Entspannen im Hot Pot

Es ist nicht so, dass wir nur in kalten Gewässern schwimmen, ganz und gar nicht. Das Schöne an vielen isländischen Ferienhäusern ist ja, dass sich auf der Terrasse ein privater Hotpot befindet, der mit 35 bis 40 Grad Celsius optimale Temperaturen bietet, um sich nach einem Ausflug, nach einer Wanderung oder einfach nach dem Aufstehen zu entspannen. Das haben wir natürlich auch ausgiebig genutzt.

Europa, Island, Südisland, nahe Selfoss, Viatis Ferienhaus Óskasteinn, Hot Pot, Abendstimmung
Entspannung pur: Abendliches Bad im eigenen Hotpot auf der Ferienhaus-Terrasse

Schwimmen in Island: Überall ein Erlebnis!

Schwimmen, baden, eintauchen, entspannen, suhlen – die Möglichkeiten, sich in Island im Wasser aufzuhalten, sind quasi unbegrenzt. Wer es warm und schicker mag, kommt in den modernen Geothermalbädern in Island voll auf seine Kosten. Wer lieber familiär und günstiger schwimmen will, könnte eines der unzähligen über das Land verteilten lokalen Schwimmbäder ansteuern – hier findet man für moderate Preise meistens ein größeres Freiluftschwimmbecken sowie mehrere Hotpots.

Schwimmen, Island, Laugardalslaug
Das Schwimmbad Laugardalslaug in Reykjavík

Wer es natürlicher und abenteuerlicher bevorzugt, ist zum Beispiel beim Meeresschwimmen mit anschließender Hot-Pot-Entspannung optimal aufgehoben. Und wer gerne mitten in der Natur badet, es ausschließlich warm mag und keine Berührungsängste mit anderen Badenden hat, für den sind die natürlichen Hot Pots in Island eine gute Sache.

Im Sommer wie im Winter

Das Schöne am Freiluft-Schwimmen ist: Man kann es in Island wirklich zu jeder Jahreszeit und bei jeder Reise integrieren, weil die Möglichkeiten so mannigfaltig sind. Bei einer Island-Reise im Winter besteht durchaus die Chance, sich in einem Geothermal-Bad oder im eigenen Hot Pot auf der Ferienhaus-Terrasse inmitten verschneiter Landschaft zu suhlen und gleichzeitig Polarlichter bestaunen zu können.

Blaue Lagune, Winter, Silvester, Island
Schwimmen in der Blauen Lagune ist im Winter besonders schön

Neben dem Schwimmbad in Akranes gibt es übrigens noch einen anderen idealen Ort, um kühles Schwimmen im Atlantik und wohliges Entspannen im warmen Wasser miteinander zu verbinden: die Hot-Pot-Anlage Guðlaug am Strand Langisandur – selbst im Schwimm-Paradis Island ein einmaliger Ort.

Island, Schwimmen, Meer
Relaxen in der Hot-Pot-Anlage Guðlaug am Strand Langisandur

Fazit

Wer Schwimmen und Baden mag, wird Island lieben! Denn nirgendwo auf der Welt ist, pro Kopf gerechnet, die Dichte an Schwimmbädern, Geothermalbädern, Hotpots, natürlichen warmen Quelle größer als hier.

Schwimmen, Island, See, Lagarflót
Ob wie hier am Lagarflót oder anderswo: Island bietet zu jeder Jahreszeit unzählige Bademöglichkeiten

Lust auf (Schwimmen in) Island im Winter?

Der isländische Winter ist immer eine Reise wert! Ja, die hellen Stunden sind rar, die Temperaturen selten zweistellig, aber was ist das schon gegen leuchtende Polarlichter, glitzernde Schneelandschaften, warme Quellen inmitten atemberaubender Landschaft, gegen die wunderschönen isländischen Weihnachtstraditionen oder den Besuch eines der berühmtesten Musik-Festivals der Welt! Gerade Südisland im Winter mit seinen unzähligen Naturwundern ist einfach ein unvergessliches Erlebnis.

 

Bilder: Heidi Keller (4), Thomas Linkel (10), Flickr: Hl Iceland (1), Unsplash: Paul Ogle (1)

Regelmäßig Updates über Island erhalten

Möchten Sie weitere Artikel über Island lesen und gut informiert bleiben? Dann abonnieren Sie einfach unseren Blog.

Wir informieren Sie regelmäßig über

  • Feste
  • Neuigkeiten
  • Traditionen
  • Reisetipps
  • und Sonderangebote

Bei Veröffentlichung neuer Blogartikel erhalten Sie eine Nachricht an die angegebene E-Mail-Adresse. Mit dem Absenden erklären Sie sich mit unseren Datenschutzbestimmungen einverstanden.